Oberpfalz
02.07.2023 - 16:39 Uhr

Der Dax: 35 Jahre Erfolgsgeschichte

Deutschlands wichtigster Aktienindex feiert einen halbrunden Geburtstag. Ein guter Grund für einen Rückblick von Aktienexperte Robert Beer, der trotz mancher Krise durchweg positiv ausfällt.

Der Dax liefert häufiger Grund zur Freude – so wie hier bei Manfred Knof. Der Vorstandschef der Commerzbank war begeistert, als sein Unternehmen im Februar in den wichtigsten deutschen Index zurückkehrte. Archivbild: Sebastian Gollnow
Der Dax liefert häufiger Grund zur Freude – so wie hier bei Manfred Knof. Der Vorstandschef der Commerzbank war begeistert, als sein Unternehmen im Februar in den wichtigsten deutschen Index zurückkehrte.

Börsentrends werden gerne anhand von Indizes angegeben. Für deutsche Aktien ist der weltweit bedeutendste Index der DAX. Am 1. Juli wurde dieser 35 Jahre alt. 35 Jahre, die es welt- und geldpolitisch in sich hatten. Die Wiedervereinigung mit hohen Inflationsraten, Kriege in Irak, dem ehemaligen Jugoslawien, Afghanistan und zuletzt in der Ukraine. Die Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends, die Finanzkrisen 2008/2009, Euro-Krise, Fukushima in Japan, Corona und zuletzt die Energiekrise sowie die Zinssteigerung aufgrund der Inflation.

Wenn man so will eine Zeit voller Inflation, Rezession und allerlei Sorgen und Krisen. Und doch kann der Investor in deutsche Standardwerte sehr zufrieden sein nach diesen 35 bewegten Jahren. Denn vom Startwert 1163,52 Punkten am 1. Juli 1988 hat sich der DAX auf aktuell um die 16 000 Punkte vervielfacht und die Anleger der ersten Stunde mit einer Rendite von etwa 7,8 Prozent pro Jahr belohnt. Grundlage der Entwicklung sind sehr gute Unternehmensgewinne und die Tatsache, dass sich Unternehmen aktuellen Gegebenheiten anpassen und sich weiterentwickeln. Die Dividendenzahlungen deutscher Aktien fiel 2023 mit ca. 75 Milliarden Euro so hoch aus wie noch nie.

Wenig deutsche Investoren

Etwas schade ist bei dieser sehr erfreulichen Entwicklung, dass deutsche Anleger sich laut einer Erhebung der letzten Jahren tendenziell aus deutschen Werten zurückgezogen haben, während insbesondere amerikanische und außereuropäische Investoren die Beteiligung erhöht haben. Dies bedeutet, dass deutsche Angestellte und Unternehmen sehr gute Gewinne erwirtschaftet haben, diese jedoch zum Großteil ausländischen Anlegern zugutekommen und außer Landes fließen.

Auch innerhalb des Dax-Index, der sich bis September 2021 aus den 30 und seitdem aus den 40 größten Aktiengesellschaften Deutschlands zusammensetzt, hat sich einiges verändert. Aktuell sind nur mehr neun Gründungsunternehmen aus dem Jahr 1988 enthalten: Siemens, Allianz, Bayer, BASF, BMW, Volkswagen, Deutsche Bank, RWE und Henkel. Gleichzeitig die größten Arbeitgeber des Landes. Und dennoch: Ein direkter Kauf der 30 Mitglieder wäre weit weniger erfolgreich gewesen.

Die Veränderungen in den großen Indizes spiegeln etwas zeitverzögert die großen technologischen Trends der Wirtschaft meist sehr gut wider. So ist aktuell SAP Indexschwergewicht und hat über 10 Prozent Gewicht und Anteil am DAX. In den letzten Jahren war Linde, Produzent von Industriegasen, sehr bedeutend. Dieser ist inzwischen jedoch primär in den USA gelistet.

Neben den unregelmäßigen Veränderungen waren in den 35 Jahren zudem die Höhen und Tiefen für die Anleger herausfordernd. So verlor der Index von März 2000 bis März 2003 über 70 Prozent seines Werts. Das Platzen der Internetblase, die Anschläge auf das World Trade Center sowie der Irak-Krieg führten zu diesem Rückgang. Über 50 Prozent betrug der Absturz wegen der Finanzkrise, über 30 Prozent wegen der Eurokrise und Corona. Die Asienkriese 1998 und der China-Crash 2015 zehrten genauso an den Nerven wie der Brexit. Und das waren längst nicht alle Kurskapriolen: Es hätte genügend Gründe zum Aussteigen gegeben.

Immer anpassungsfähig

Auch aktuell wird der Untergang der deutschen Wirtschaft sowie die Abwanderung aus Deutschland beleuchtet. Energie, Regulierung und Politik sind meist die Schlagworte. Natürlich haben diese Themen einen Einfluss auf die Unternehmen und die wirtschaftliche Entwicklung. Und dennoch haben es die Wirtschaftslenker und Verantwortlichen geschafft, sich anzupassen und auf neue Gegebenheiten einzustellen. Veränderungsprozesse zu gestalten und daran zu verdienen. Warum sollte dies dieses Mal anders sein? Wir zweifeln nicht an der Kompetenz vieler Manager und Unternehmen.

Für den Anleger und Investor bedeutet dies, dass man langfristig bei Aktieninvestments in Blue Chips um die 7-8 Prozent p.a. erwarten kann, was eine Verdopplung des Kapitals alle 10 Jahren ergäbe. Es gilt, auch die kommenden Jahrzehnte Veränderungsprozesse zu begleiten und langfristige Trends aufzunehmen. Sich jedoch auch nicht nur auf kurzfristige Trendthemen zu versteifen. Auch künftig wird es zu teils kräftigen Korrekturen kommen. Um diese Situationen durchzuhalten und hiervon profitieren zu können, bieten sich risikoärmere Aktienstrategien, mit einem langfristig bewährten und erfahrenen Fondsmanagement an. Hierbei ist es wichtig, diesen auch den nötigen Zeithorizont zu geben.

Info:

Zur Person Robert Beer

Robert Beer ist Fondsmanager und Inhaber der Robert Beer Investment GmbH in Parkstein. Als Buchautor befasst er sich zudem seit den 1980er-Jahren mit der Wirtschaft und den Kapitalmärkten. Für seinen LuxTopic-Fonds wurde Beer unter anderem mit dem deutschen Fondspreis 2022 ausgezeichnet.

 
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