Während sich Außenminister Heiko Maas und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mehr oder weniger offen darüber echauffieren, dass die deutsche Verteidigungsministerin ihren Nordsyrien-Vorstoß vorher weder innerhalb der Regierung noch mit den Bündnispartnern abgesprochen hat, hat Wladimir Putin gehandelt. In einem Marathon-Gespräch hat sich der russische Präsident am Dienstagabend mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan darüber geeinigt, wie es im Krisengebiet weitergehen soll - ein Deal von Autokrat zu Autokrat.
Vom Westen seit Jahren immer stärker isoliert, baut Russland in aller Ruhe seinen weltpolitischen Einfluss aus. Während EU und Nato erst Gipfel abhalten müssen und über Details debattieren, bevor überhaupt etwas passieren kann, genügt Putin ein Treffen unter vier Augen, um Fakten zu schaffen. Kein Land und kein Bündnis bekommt jetzt noch in Syrien einen Fuß auf den Boden, wenn es ihm nicht passt. US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Truppenabzug aus der Region nicht nur Erdogan, sondern auch seinem guten Kumpel Putin einen großen Gefallen getan.
Nach Erdogan empfing der russische Präsident in Sotschi mehr als 40 Staats- und Regierungschefs zum ersten Russland-Afrika-Gipfel. Das ausgegebene Ziel: In den kommenden fünf Jahren will Moskau sein Handelsvolumen mit dem Kontinent verdoppeln und seiner kränkelnden Wirtschaft damit eine Aufbauspritze verpassen. Wladimir Putin hat also große Pläne in der Welt. Und wer sollte sie ihm schon durchkreuzen?
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