Regensburg
26.04.2019 - 12:59 Uhr

Bayerisch-böhmische Zusammenarbeit: Eine Grenze die verbindet

Wie man Zusammenwächst, könnte die EU am Beispiel Bayerns und Böhmens lernen. Da was sich das deutsch-tschechische Podium in Regensburg einig. Aber auch dieser Grenzregion bleiben noch Aufgaben.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit war das Thema bei (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Helmes, Dita Hommerová, Tomáš Jan Podivínský, Karl Holmeier, Thomas Hanauer und Martin Korínek. 	Bild: gib Bild: gib
Grenzübergreifende Zusammenarbeit war das Thema bei (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Helmes, Dita Hommerová, Tomáš Jan Podivínský, Karl Holmeier, Thomas Hanauer und Martin Korínek. Bild: gib

Das Podium war einig: Wenn die EU die Schulbank drücken müsste, wäre die bayerisch-tschechische Grenzregion der beste Lehrer. In den vergangenen 30 Jahren sei "fantastische" wirtschaftliche Zusammenarbeit entstanden. Trotzdem gebe es noch Hausaufgaben.

"Ostbayern-Westböhmen ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte", sagte Michael Matt, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Regensburg, beim bayerisch-tschechischen EU-Forum in Regensburg. Durch die Öffnung des Eisernen Vorhangs habe die ehemals strukturschwache Randregion eine lange undenkbare Dynamik entfaltet. Skepsis habe es vor 15 Jahren gegenüber der EU-Osterweiterung gegeben. "Keine dieser Sorgen hat sich bestätigt", betonte Matt.

Mit Blick auf die anstehende Europawahl unterstrich der IHK-Präsident, dass die EU für Frieden und Stabilität sorge. Das sei beinahe zu selbstverständlich. "Wie schmerzlich der Verlust dieser Errungenschaften wäre, machen sich viele nicht bewusst." Die Grenzregionen seien Motor des Zusammenwachsens. 140 Unternehmen aus Ostbayern haben laut IHK Niederlassungen in Tschechien, 12 000 Tschechen pendeln täglich nach Ostbayern zur Arbeit.

Eines dieser Unternehmen ist die emz-Hanauer GmbH aus Nabburg. Geschäftsführer Thomas Hanauer berichtete, das Unternehmen habe nach der Grenzöffnung gute Voraussetzungen für den Produktionsaufbau in Tschechien gesehen - auch wenn es anfangs Ressentiments gab. Die Belegschaft befürchtete, dass Jobs in Nabburg wegfallen. Das Gegenteil trat ein: "Jetzt haben wir 25 Prozent mehr Mitarbeiter in Deutschland." Heute sei es der Fachkräftemangel, der ihn umtreibt, sagte Hanauer. In Tschechien wünsche er sich eine engere Verbindung von beruflichen Schulen und Firmen.

Dass sich deutsche Unternehmen in Tschechien angesiedelt haben, habe geholfen, sagte Martin Korínek, Geschäftsführer von Grammer CZ in Tachov. Er schwärmte, dass er heute gar nicht mehr merke, wenn er auf dem Weg von Amberg nach Tachov die Landesgrenze passiert. Um die Grenzregion lebendiger zu machen, sprach er sich dafür aus, Institutionen und Behörden dorthin zu verlegen. Er wünscht sich außerdem noch mehr politische Zusammenarbeit.

Dita Hommerová, Pro-Rektorin der Universität in Pilsen für Außenbeziehungen, plädierte dafür, alles zu tun, um junge Leute in der Grenzregionzu halten. Dafür sei ein gemeinsames Studienangebot und deutsch-tschechische Austauschprogramm nötig. Sie t kam als 15-jährige Gastschülerin nach Weiden - und hat den Bezug zu Deutschland bis heute behalten. Sie unterrichtet auch als Dozentin an der OTH Amberg-Weiden.

Tomás Jan Podivínský, Botschafter der Tschechischen Republik in Berlin, bedauerte, dass die "Vertrauenskrise in Europa". "Dabei geht es uns so gut wie nie." Die geringe Wahlbeteiligung seines Landes bei der Europawahl 2014 - 18 Prozent - begründete er mit der Vorsicht der Tschechen gegenüber einer Bevormundung. Das habe mit der Geschichte Tschechiens zu tun.

Während die Auto-Verbindung durch den Ausbau der A6 gut ist, lässt der Schienenverkehr zu wünschen übrig. Schwandorfs Bundestagsabgeordnete Karl Holmeier (CSU) sagte, die Region müsse bei der Umsetzung der Metropolbahn München - Prag Druck machen. "Wir müssen schneller werden." Auch an der Sprachbarriere müsse gearbeitet werden. Mit Blick auf den Brexit stellte der Politiker provokant die Frage, ob nicht ohnehin künftig Deutsch die wichtigste Sprache in der EU sein könnte.

 
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