Es ist fast Spielverderberei: Die bunten Arbeiten, die derzeit bei "Art Affair" in Regensburg zu sehen sind, darf man nicht berühren. Und nicht essen. Denn auch wenn dort momentan riesige Toffifees an der Wand hängen und Smarties im Sitzkissenformat auf dem Boden liegen: Die Galerie für moderne Kunst in der Regensburger Altstadt hat sich nicht über Nacht in ein Schlaraffenland verwandelt. Dem Etikett des Zeitgenössischen ist die aktuelle Ausstellung dafür ganz besonders verpflichtet. Denn die appetitlichen Stücke, an denen man sich beim Naschen schnell die Zähne ausbeißen würde, sind nicht aus Zucker, sondern aus Epoxy: Epoxidharz.
Ursprünglich ein Technikerwerkstoff, ist das Kunstharz seit einiger Zeit Trendmaterial für Künstler aller Richtungen. Ein Grund für die Beliebtheit des Materials, das in den USA als "Kunst"-Stoff entdeckt wurde, ist seine Vielseitigkeit. "Mit Epoxy gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Man kann es gießen, formen oder wie Farbe streichen", zählt Ralf Schira auf. Er ist einer von fünf Künstlern, die bei "Art Affair" derzeit genau das aufzeigen: die Vielfalt von und mit Epoxy. Der Name des Kunstharzes ist dort gerade Titel und Leitmotiv einer Ausstellung, die die Möglichkeiten des Stoffes ausschöpft.
"Smartie" oder Holzbrikett
Ralf Schira, Daniel Engelberg, Ariane Koch und Uta Weber verfolgen hier weiter einen Trend, den ein Vorzeigestar bei "Art Affair" eingeführt hat: Willi Siber war in der Galerie in jüngerer Zeit mehrmals vertreten und stellt auch in der jetzigen Schau aus - zum Beispiel Nagelbilder oder Holzbriketts, die mit Epoxidharz überzogen sind. Uta Weber, die Schöpferin von "Smartie" oder "Liebesperle" sagt: "Kunst soll Spaß machen und unmittelbar ansprechen." Weber erzählt, sie habe sich mit ihren poppigen Arbeiten von der strengen Konzeptkunst ihrer Lehrmeister befreit.
Beton und Bauschaum
Ariane Koch malt mit Epoxy Streifen von enormer Leuchtkraft. Daniel Engelberg mischt das Material mit anderen, für die bildende Kunst ungewöhnlichen, Stoffen wie Beton oder Bauschaum. Und Ralf Schira überzieht Objekte aus Styropor mit dem Kunstharz. Federleicht seien letztere, so versichert der Künstler. Überprüfen kann man dies allerdings nur, wenn man sie kauft. Die Ausstellung "Epoxy. Objektkunst, Malerei und Grafik" läuft bis Samstag, 6. Oktober, bei Art Affair in Regensburg.
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