Der Großeinsatz in verschiedenen Stadtteilen und im Landkreis Regensburg war nicht unbemerkt geblieben. Doch Einzelheiten gaben die Oberpfälzer Polizei und die Staatsanwaltschaft Regensburg erst am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz bekannt. Demnach haben vier mutmaßliche Haupttäter zwischen 22 und 23 Jahren mindestens seit Sommer 2020 im großen Stil Handel mit Marihuana, Amphetaminen und anderen Drogen in Regensburg und Umgebung betrieben. Sie hatten dabei eine Vielzahl von Gehilfen, die das Rauschgift zum Beispiel zu Hause lagerten. Die Drogen beschafften sich die mutmaßlichen Täter in Deutschland oder per Post aus Spanien, England und den USA.
Seit Dezember 2020 seien Telefonleitungen der Verdächtigen überwacht worden, sagte Oberstaatsanwaltschaft Thomas Rauscher. Insgesamt werde gegen 24 Beschuldigte und zehn weitere Verdächtige, die namentlich noch nicht bekannt sind, ermittelt. Am 11. März gelang es der Polizei, ein Bandenmitglied bei der Rückfahrt nach einem Drogenkauf im fränkischen Bereich zu kontrollieren und festzunehmen. Er hatte elf Kilogramm vakuumverpacktes Marihuana im Kofferraum.
Zwei Wochen später folgte der Großeinsatz im Raum Regensburg: Zeitgleich durchsuchten 217 Polizisten, darunter auch Spezialeinsatzkräfte, bei 14 Beschuldigten 22 Wohnungen und eine Spedition im Raum Regensburg. Sie beschlagnahmten dabei unter anderem 12,4 Kilogramm Marihuana, 1,2 Kilogramm Speed und weitere Drogen in kleineren Mengen, 80 000 Euro Bargeld, Schreckschusswaffen, ein Wurfmesser, einen Elektroschocker, 85 Datenträger, darunter viele Smartphones, und ein hochwertiges Auto. Fünf Verdächtige wurden bei den Wohnungsuntersuchungen festgenommen. Die insgesamt sechs Beschuldigten sitzen nun in U-Haft. Ihnen drohen Freiheitsstrafen zwischen fünf und 15 Jahren, sagte Oberstaatsanwalt Rauscher.
Den Wert der gesamten sichergestellten Drogen bezifferte Harald Wiesenberger, Leiter der Kriminalpolizei Regensburg, auf rund 370 000 Euro. Er betonte, dass die Arbeit der achtköpfigen Ermittlungsgruppe „Walhalla“, die für den Fall eingerichtet wurde, weitergeht. Die sichergestellten Datenträger würden ausgewertet und beteiligte Personen vernommen. „Das Verbrechen darf sich nicht lohnen.“
Der Oberpfälzer Polizeivizepräsident Thomas Schöniger sprach von einem „herausragenden Erfolg gegen die Drogenkriminalität in Regensburg und der Region“. Durch Rauschgiftkriminalität entstehe viel Leid für die Betroffenen, ihre Familien und darüber hinaus oft weitere Kriminalität. Im vergangenen Jahr habe es oberpfalzweit 32 Drogentote gegeben, in Regensburg 14. Es zeige sich leider, dass es in der Region eine Händlerstruktur gebe, die die Abhängigen regelmäßig versorgt. „Wir werden den Verfolgungsdruck weiter hochhalten“, versprach der Polizeivizepräsident.
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