Regensburg
27.05.2019 - 16:51 Uhr

Ein Hotel voller Geschichten

Die Laiendarsteller des Bürgertheaters Regensburg spielen in hoher Gesellschaft. Die Bühne arbeitet ausschließlich mit Profis zusammen.Beim aktuellen Stück ist das Regisseur Joseph Berlinger.

Sieglinde Wenisch (links) und Evelin Braun vom Bürgertheater Regensburg haben schon einmal Platz genommen. Ab dem 13. Juni dient der ehemalige Ballsaal im Goldenen Kreuz als Bühne für das Stück „Im Goldenen Kreuz. Hotelgeschichten“. Bild: Susanne Wolke
Sieglinde Wenisch (links) und Evelin Braun vom Bürgertheater Regensburg haben schon einmal Platz genommen. Ab dem 13. Juni dient der ehemalige Ballsaal im Goldenen Kreuz als Bühne für das Stück „Im Goldenen Kreuz. Hotelgeschichten“.

Alle waren sie da: Sisi und der Märchenkönig Ludwig II., Kaiser Wilhelm und Otto von Bismarck. In Regensburg gab es für die Prominenz von Welt über lange Zeit hinweg nur eine Adresse: Das Goldene Kreuz. Auf 500 Jahre Geschichte blickt das Hotel mittlerweile zurück. Die Geschichten, die sich in seinen Mauern abgespielt haben, sind nirgends überliefert.

"Grund genug, um unsere Phantasie spielen zu lassen", findet Sieglinde Wenisch. Die Laienschauspielerin spricht gleichsam für sich und das Bürgertheater Regensburg. Denn dort ist man stets auf der Suche nach spannenden Anekdoten der Stadt. Seit sich die Vereinigung theaterbegeisterter Bürger vor sechs Jahren zusammengefunden hat, um die 350-Jahr-Feier des Immerwährenden Reichstages lebendig zu bebildern, hat sie das Feuer nicht mehr losgelassen. "Damals suchte die Stadt Laiendarsteller", blickt Sieglinde Wenisch auf die Anfänge des Bürgertheaters zurück. Und anschließend blieb man einfach zusammen. Laien sind beim Bürgertheater Regensburg allerdings nur die Schauspieler. "Diesbezüglich mögen wir bei uns keine Profis", sagt Sieglinde Wenisch nicht abschätzig sondern mit gesunder Selbsteinschätzung. Grund: "Die spielen uns an die Wand."

Professioneller Regisseur

In allen anderen Bereichen allerdings arbeiten die Regensburger Theaterbürger gerne mit Leuten vom Fach zusammen. Und genau das macht das Besondere ihrer Vereinigung aus: Das Bürgertheater Regensburg kooperiert eng mit dem Theater Regensburg. Requisiten und Kostüme kommen von dort. Und vor allem: Der Regisseur ist stets ein Professioneller. Dieses Jahr am Zug: kein geringerer als der lokale "Starregisseur" Joseph Berlinger, gemeinsam mit Eva Sixt.

"All das unterscheidet uns von den vielen anderen Bürgertheatern in Deutschland", fasst Sieglinde Wenisch nicht ohne Stolz zusammen. "Das Bürgertheater Regensburg bietet die einmalige Gelegenheit, direkt mit den Profis des Theaters Regensburg zusammenzuarbeiten." Wenn die stellvertretende Vorsitzende des Vereins so die Werbetrommel rührt, dann durchaus mit Erfolg: 55 Mitglieder zählt die Gruppe mittlerweile. Das Alter der Schauspieler liegt zwischen 15 und 88.

Keine Frage, das Bürgertheater Regensburg ist ein Sahnestückchen unter den deutschen Laienbühnen. Die Hinwendung zum nicht nur optisch herausragenden "Goldenen Kreuz" kommt da ganz passend. Die Zeitreise durch 500 Jahre Geschichte des Regensburger Hotels, die als neue Produktion ansteht, streift dabei nicht nur Kaiser und Könige sondern auch Marie Schandri. Die Herausgeberin des ersten Regensburger Kochbuchs regierte hier einst in der Küche und hat sich im Café des Hauses durch die Schandri-Torte verewigt.

Deliziös ist hier allerdings nicht nur die Beschäftigung mit Süßspeisen und Märchenkönigen. Auch der Aufführungsort hat Klasse. "Im Goldenen Kreuz. Hotelgeschichten" - der Titel des neuen Stücks des Bürgertheaters, das am 13. Juni Uraufführung hat, ist wörtlich zu nehmen. Gespielt wird direkt im Goldenen Kreuz. Genauer gesagt im ehemaligen Ballsaal, dem heutigen Auktionshaus Keup.

Knapp 150 Besucher fasst der prächtige Raum. 500 waren es, als vor zwei Jahren die Geschichte des Velodrom-Gründers Simon Oberdorfer direkt an dessen Wirkungsstätte erzählt wurde. "Es erfordert immer wieder neue Logistik und Planungen", erklärt Sieglinde Wensich hinsichtlich der alle zwei Jahre an den passenden - wechselnden - Spielstätten stattfindenden Produktionen.

Am Originalschauplatz

Aber schließlich geht es dem Bürgertheater darum, die Regensburger Stücke möglichst am Originalschauplatz aufzuführen. Der Reichssaal beim Jubiläum zum Immerwährenden Reichstag, das Velodrom bei Simon Oberdorfer - Spielstätten gibt es in Regensburg nahezu ebenso viele wie Themen.

"Unsere Stücke haben immer einen direkten Bezug zur Stadt", hebt Sieglinde Wenisch noch einmal hervor. Und das verbindet auch Sisi, Kaiser Karl V. und Otto von Bismarck. Sie waren alle da. Ihre Geschichten im Hotel erfährt man ab dem 13. Juni.

Info:

Service

„Im Goldenen Kreuz. Hotelgeschichten“ von Eva Sixt und Joseph Berlinger wird am Donnerstag, 13. Juni (20 Uhr), im Auktionshaus Keup am Haidplatz in Regensburg uraufgeführt. Weitere Termine sind der 14., 15. und 16. Juni (jeweils 20 Uhr). Weitere Informationen und Karten unter www.buergertheater-regensburg.de.

 
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