(gib) Grundsätzlich seien viele der EU-weiten "Baseler Regeln" sinnvoll, um die Finanzmarktstabilität zu sichern - daran gab es auf dem Podium beim "Regensburger Wirtschaftsgespräch" bei der IHK Regensburg keine Zweifel. Allerdings seien nicht wenige Vorgaben auf international agierende Großbanken mit einer Bilanzsumme von über 30 Milliarden Euro zugeschnitten, lautete die Kritik. Von solchen Summen seien die lokalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken weit entfernt.
Auf die Sonderstellung Deutschlands in Europa wies Markus Ferber, Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments, hin. Hierzulande gebe es über 1000 Banken, viele davon klein und lokal, in Frankreich nur fünf wesentliche Kreditinstitute. Deutschland gelte als "overbanked", dabei funktioniere das deutsche Bankensystem ausgesprochen gut. Die deutsche Besonderheit sei mittlerweile auch in Brüssel angekommen. "Wir sind beim Verhandeln für Sonderregeln für kleinere und nichtkomplexe Banken", sagte Ferber. Das betreffe voraussichtlich Banken, deren Bilanzsumme unter fünf Milliarden Euro liege. Sie sollen künftig vereinfachten Verpflichtungen unterliegen.
Wie stark der deutsche Mittelstand von kleinen und mittleren Banken abhängt, machte der Wirtschaftswissenschaftler Richard A. Werner deutlich. Kein anderes Land habe so viele unbekannte Marktführer, wie Deutschland, nämlich über 1300. Möglich geworden sei dies nur durch eine geeignete Finanzierung. Großbanken würden Großunternehmen finanzieren, Kleinbanken kleine Firmen. Deshalb ist es in seinen Augen ein Fehler, kleine Banken zu schließen oder "wegzufusionieren".
Werner warnte davor, sich an zentralistischen Bankensystemen wie in Frankreich oder Großbritannien zu orientieren. Solche Systeme würden zu schlechten und teuren Finanzdienstleistungen führen. Auch würden Großbanken eher Kredite an den Finanzsektor geben, nicht an produktive Mittelständler. "Banken sind das Kernstück jeder Volkswirtschaft", sagte Werner. "Sie entscheiden über die Kreditvergabe und damit über die Zukunft des Landes." Er kritisierte die europäische Bankenregulierung. Sie würde mehr Aufwand und Kosten für Kleinbanken bedeuten, die aufgeben oder fusionieren müssten. "So wird die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs der vergangenen 200 Jahre in Deutschland zerstört."
Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer, gab an, in seinem Geschäftsleben gelernt zu haben, besser auf regionale Banken zu setzen. "Dort versteht man die Probleme der Mittelständler." Ähnlich äußerte sich Mario Mirbach, Geschäftsführer der Architektengesellschaft Pure-Gruppe und stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Regensburg: "Wichtig ist es, den Bankberater beim Namen zu kennen."
Wolfgang Völkl, Vorstandssprecher der Volksbank/Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf, bekräftigte, dass sein Haus in der Region verwurzelt sei. Doch der Kostendruck durch die Regulatorik und die Niedrigzinspolitik sei hoch. Er bezweifelte daher, dass Kleinstbanken auf Dauer überlebensfähig sein werden. Franz Wittmann, Sparkassen-Vorstandsvorsitzender im Landkreis Cham, zeigte auf, was das Banken-Regelwerk für sein Haus bedeute: Mitarbeiter für die Kunden würden abgebaut, Mitarbeiter für die Regulatorik aufgebaut. "Am Ende zahlt der Kunde", mahnte Wittmann.
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