In das nagelneue Werk, das sich wage an die Geschichte der 1560 geborenen und 1614 verstorbenen, angeblichen "Blutgräfin" Elisabeth Báthory anlehnt, haben der Enkel des sowjetischen Komponisten Sergej Prokofjew und der frühere Intendant der Bregenzer Festspiele, David Pountney, so ziemlich alles reingepackt, was man sich bei einer zeitgenössischen Oper vorstellen kann.
So reicht das musikalisch-stilistische Spektrum von Zitaten des berühmten Großvaters über kammermusikalische Passagen bis hin zu Techno-Beats, Rap und afrikanischen Einflüssen. Das Libretto schweift neben der eigentlichen Handlung um den Schönheits- und Jugendwahn ab in die aktuelle Flüchtlingskrise, inklusive Schlepper und Sklaverei sowie in die unmoralischen Machenschaften der Filmbranche.
Aber diese Vielfalt ist nicht nur positiv zu sehen, dann sie wirkt an verschiedenen Stellen auch sehr klischeehaft, aufgesetzt und oberflächlich. Das gilt auch für die Techno-Passagen und afrikanischen Einflüsse in der Komposition. Denn wenn man sich schon dieser Mittel in einer Oper bedient, sollte man hier auch den Mut haben etwas tiefer in die Materie einzutauchen als dies der 1975 geborene, englische Komponist Gabriel Prokofiev hier tut.
Dass der Uraufführungsabend im so gut wie ausverkauften Theater am Bismarckplatz nicht der ganz große Renner wurde, liegt auch an der Inszenierung von Marcus Lobbes. Denn in manchen Dialogen zwischen Elizabetta und dem Arzt wirkt die Regie doch etwas steif und nicht gerade kreativ. Selbiges gilt auch für das von Lobees selbst geschaffene Bühnenbild. Dem entgegen steht Originalität in den Kostümen von Christl Wein und der Videokunst von Michael Deeg.
Ein großes Kompliment muss man allen Ausführenden machen. So bestechen Vera Semieniuk als Elizabetta und Adam Kruzel als Arzt durch gesangliche und schauspielerische Präsenz und Ausdrucksstärke. Aber auch Sara-Maria Saalmann als Anna, Angelo Pollak als Journalist sowie alle anderen Bühnenakteure inklusive dem von Alistair Lilley hervorragend einstudierten Chor können hier überzeugen. Letzteres gilt auch für das Orchester, das von Generalmusikdirektor Chin-Chao Lin mit viel Leidenschaft und Gespür für dynamische Nuancen geleitet wurde.
Insgesamt gesehen ist es zu begrüßen, so eine Opern-Novität auf die Beine zu stellen, die musikalische Machart sowie die Inszenierung könnte aber hier und da etwas mehr Originalität und Raffinesse vertragen. So war der etwas zurückhaltende aber für die Bühnenakteure und das Orchester anschwellende Applaus an diesem Uraufführungsabend durchaus angemessen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.