Regensburg. Macht, Geld und Intrigen auf persönlicher und weltpolitischer Ebene bestimmen bekanntlich den Stoff des vom Autor Tim Rice geschriebenen und von den "Abba"-Musikern Benny Andersson und Björn Ulvaeus 1984 komponierten Musicals "Chess". Das im Kalten Krieg geschriebene, 1986 in London uraufgeführte Bühnenwerk, das an Hand einer Schachweltmeisterschaft auch den schmutzigen Kampf zwischen dem kapitalistischen und dem kommunistischen System thematisiert, hatte in den 1990er Jahren an Aktualität eingebüßt, da damals die Zeichen auf Entspannung standen.
Buntes Spektakel
Christina Schmidt gibt dem bunten Spektakel in ihrer gut zweieinhalbstündigen Inszenierung im Regensburger Theater im Velodrom genau das, was solch ein Spektakel so richtig zum Leben erweckt. Da tritt der Chor in Form von schwarzen und weißen Schachfiguren auf, die Schachpartien finden in einem Glaskasten statt, Schlagzeilen laufen wie Breaking News auf Videoeinspielungen ab und wenn der Schiedsrichter sein "Ich sehe genau was ihr tut" intoniert oder der Schachgroßmeister Frederick Trumper sein berühmtes "One Night in Bangkok" schmettert, dann wird in die Glamour-Kiste gegriffen, inklusive Cheerleader-Outfit und aufwendiger Choreographien.
Damit und auch durch die gut durchdachten Bewegungsabläufe ist es Christina Schmidt zusammen mit dem Bühnenbildner Frank Fellmann - der auch für die Videoeinspielungen zuständig ist - und der Kostümbildnerin Susanne Ellinghaus gelungen, eine unterhaltsame und kurzweilige Produktion auf die Beine zu stellen, die in den emotional tieferen Passagen auch durchaus berühren kann.
Treffend besetzt
Für Letzteres sind auch die Protagonisten verantwortlich. So beeindrucken Ruud van Overdijk als us-amerikanischer Schachgroßmeister Frederick Trumper, Christiana Wimber als dessen Geliebte Florence Vassy, Thomas Christ als russischer Schachgroßmeister Anatoly Sergievsky und Seymur Karimov als Alexander Molokov durch ihre Vielseitigkeit und Souveränität in den stilistisch breit angelegten Gesangsnummern, aber auch durch Ausdruck in schauspielerischer Hinsicht. Auch alle anderen Rollen sind treffend besetzt.
Die Tänzer setzen die kreative Choreographie von Tamás Mester mit Leidenschaft um. Das Orchester findet unter der Leitung von Alistair Lilley, der auch den Chor einstudiert hat, zu den sinfonisch geprägten Passagen einen ebenso guten Zugang wie zu den Pop- und Soulnummern. Somit war der intensive und anhaltende Applaus im nahezu ausverkauften Theater im Velodrom am Premierenabend in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
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