Die Karten im Oberpfälzer Bezirkstag werden neu gemischt. Die CSU bleibt zwar die stärkste Kraft, büßt aber über zehn Prozent bei den Zweitstimmen ein. Die Freien Wähler lösen die SPD als zweitstärkste Fraktion ab. Erstmals zieht die AfD in das Gremium, das sich hauptsächlich um soziale Belange kümmert, ein. Eine Sensation schafft die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger (Freie Wähler).
Die Lebensgefährtin von FW-Chef Hubert Aiwanger zieht über ein Direktmandat in den Bezirkstag ein. Das ist zumindest in den vergangenen 20 Jahren keinem Nicht-CSU-Kandidaten gelungen. Weiter reichen die Aufzeichnungen des Bezirks Oberpfalz zu den Wahlergebnissen nicht zurück. "Ich bin überwältigt", sagte Schweiger am Montag. "Mit einem so überragenden Ergebnis hätte ich nicht gerechnet." Sie führt ihr den Erfolg darauf zurück, dass "die Leute mit meiner Arbeit als Landrätin zufrieden sind". Die weiteren sieben Oberpfälzer Direktmandate gingen an die CSU.
Gerüchte um Ministeramt
Schweiger, die zum ersten Mal für den Bezirkstag kandidiert hatte, erhielt im Stimmkreis Regensburg-Land auf Anhieb knapp 34 Prozent der Erststimmen. CSU-Kandidat Thomas Gabler, der 2013 das Direktmandat errungen hatte, hatte mit 29,1 Prozent das Nachsehen. Die FW-Politikerin Schweiger wird derweil bereits für noch höhere Ämter gehandelt. Gerüchte, dass sie in einer möglichen bayerischen Regierungskoalition mit der CSU einen Ministerposten übernehmen könnte, kommentierte sie gegenüber unserer Redaktion allerdings mit einem lauten Lachen. München sei keine Option für sie. "Ich würde mich freuen, wenn ich 2020 als Landrätin wiedergewählt werde."
Spannung in Regensburg
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab es im Stimmkreis Regensburg-Stadt. Grünen-Kandidat Stefan Christoph kam dem langjährigen CSU-Bezirksrat Johann Renter während der Auszählung zeitweise gefährlich nahe. Am Ende holte sich Renter jedoch mit 28,2 Prozent der Stimmen das Direktmandat vor Christoph mit 22,8 Prozent.
Deutlich größer war der Abstand zum Zweitplatzierten im Stimmkreis Weiden: Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher (CSU) holte das Direktmandat mit 42,3 Prozent der Stimmen, vor Karl Schmid (AfD) mit 12,9 Prozent und Sabine Zeidler (SPD) mit 12 Prozent. Im Stimmkreis Schwandorf ging das Direktmandat an Landrat Thomas Ebeling (CSU) mit 44 Prozent der Stimmen. Auf dem zweiten Platz landete Johann Kellermeier (AfD) mit 13,8 Prozent, vor dem Freie-Wähler-Kandidaten Richard Tischler mit 12,9 Prozent.
Gaßner bester SPDler
Im Stimmkreis Amberg-Sulzbach ging das Direktmandat an Martin Preuß (CSU). Er erhielt 34,6 Prozent der Stimmen. Richard Gaßner, bislang SPD-Fraktionsvorsitzender im Bezirkstag, holte mit 16,9 Prozent das beste Ergebnis der Genossen im Bezirk. Thorsten Grädler (FW) erhielt 12,5 Prozent der Stimmen. Mit 43,9 Prozent kann der Wiesauer Bürgermeister Toni Dutz (CSU) wieder in den Bezirkstag einziehen. Er lag im Stimmkreis Tirschenreuth deutlich vor Holger Götz (Freie Wähler) mit 14,6 Prozent und Brigitte Scharf (SPD) mit 13,6 Prozent.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler (CSU) verteidigte sein Direktmandat im Stimmkreis Cham mit 46,3 Prozent der Stimmen - dem besten Ergebnis in der Oberpfalz. 2013 hatte Löffler allerdings noch 56,4 Prozent geholt. Die zweitmeisten Stimmen erhielt FW-Kandidat Max Schmaderer mit 19,5 Prozent. Im Stimmkreis Neumarkt holte sich die stellvertretende Landrätin Heidi Rackl (CSU) mit 36,1 Prozent der Stimmen das Direktmandat. Der Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann (Freie Wähler) erreichte als Zweitplatzierter mit 27,1 Prozent ein starkes Ergebnis. Gabriele Bayer, die in den vergangenen fünf Jahren einzige Vertreterin der Grünen im Bezirkstag war, erhielt 11,2 Prozent.
Bei den Zweitstimmen kam die CSU oberpfalzweit auf 37,8 Prozent (2013: 48,4), die Freien Wähler auf 16,6 Prozent (12,2), die AfD auf 12,3 Prozent (-), die Grünen auf 12,1 Prozent (6,8) und die SPD auf 8,7 Prozent (19). Die Wahlbeteiligung lag bei 72,4 Prozent. Bislang hatte die CSU im Bezirkstag acht Sitze inne, die SPD drei Sitze, die Freien Wähler zwei Sitze sowie die Grünen, ÖDP und Bayernpartei je einen Sitz. Die neue Sitzverteilung soll nach Auskunft von Bezirkssprecherin Martina Hirmer am heutigen Dienstag feststehen.
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