Regensburg
23.05.2022 - 17:52 Uhr

Neuer Indendant an Regensburger Theater: "Will Theater in und für die Stadt machen"

Andere Spielorte, engere Zusammenarbeit der Sparten, neue Formate: Sebastian Ritschel, designierter Intendant des Theaters Regensburg, startet mit vielen frischen Ideen ins Amt. Auf dem Programm stehen 36 Premieren und 27 Konzerte.

Nicht nur von Theaterfreunden war es ein mit Spannung erwarteter Termin: Die Vorstellung des neuen Intendanten, Sebastian Ritschel. Zehn Jahre nach dem Antritt von Jens Neundorff von Enzberg beginnt nun eine neue Zeit am Theater Regensburg. Zusammen mit seinem neuen Leitungsteam stellte Ritschel am Freitag seine Pläne für die Spielzeit 2022/23 vor. "Ich freue mich, hier ab dem 1. September als neuer Intendant anzufangen“, betonte der gebürtige Düsseldorfer, der zuletzt Operndirektor der Landesbühne Sachsen war. Dass das Team um Ritschel voller neuer Ideen nur so sprühte, war am Freitag deutlich spürbar.

"Wahrheiten" lautet das Motto der neuen Spielzeit. In 36 Premieren und 27 Konzerten "soll nach der Wahrheit gesucht werden, Halbwahrheiten hinterfragt und Unwahrheiten aufgedeckt werden", so Ritschel.

Sparten werden noch enger zusammenarbeiten

Statt "Wahrheiten" hätte auch das Motto "Neuheiten" gut gepasst. Angefangen mit dem neuen Logo, mit dem sich das Theater in Zukunft präsentieren wird. Daneben sollen die einzelnen Sparten in Zukunft enger zusammenarbeiten. "Wir wollen unsere Unterschiedlichkeit nicht als Gegensatz, sondern als Befruchtung verstehen", erklärte Ronny Schulz, neuer Chefdramaturg. In diesem Zug soll auch das Junge Theater, nun unter der Leitung von Oda Zuschneid, zukünftig alle am Theater vertretenen Kunstgattungen, sei es Musiktheater, Tanztheater, Konzert, in seinem Programm anbieten. "Ich finde es ein Geschenk, dass wir entschieden haben, die Ensembles mehr zusammenzuführen", erklärte Oda. Apropos Neuheiten: In Zukunft wird es auch eine Puppenspielerin und zwei professionelle Musicaldarsteller geben. Und Familien dürfen sich in Zukunft über Kinderbetreuung und Familienabos freuen.

Auch in der Konzertsparte gibt es frischen Wind. Zwar sei man momentan noch auf der Suche nach einem Generalmusikdirektor, erklärte Ritschel. Derzeit habe man drei Kandidaten in der Auswahl. Die Entscheidung sei für Juli geplant. Trotz der noch vakanten Stelle steht aber bereits das Programm dieser Sparte.

"Wir wollen von der konservativen Form etwas weg", so Scholz. Neben einer moderneren Musikauswahl sollen die Besucher auf eine Entdeckungsreise mitgenommen werden. Beim ersten Konzert unter dem Titel "Rätselhaft", so viel wird schon verraten, wird es Musik nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Foyer und auf der Galerie geben.

Räume spielen ohnehin eine große Rolle für Ritschel. "Ich will Theater in der Stadt und mit der Stadt machen", betont er. Dazu wird es beispielsweise Tanzaufführungen auf mehreren Plätzen der Stadt geben. In einem großen spartenübergreifenden Projekt sollen auch Leerstände der Altstadt bespielt werden.

"Kündigungen waren nicht überdurchschnittlich"

Die ausführliche Begrüßung jedes Anwesenden, kleine Plaudereien, die sorgfältig vorbereitete Pressekonferenz mit kleinen Solo-Einlagen neuer Ensemblemitglieder – an vielen Details war zu sehen, wie wichtig Ritschel sein erster Auftritt an der neuen Wirkungsstätte war. Hatte es doch im Vorfeld aufgrund der im Theaterbereich üblichen Nichtverlängerungen von Mitgliedern Unstimmigkeiten gegeben. Ritschel nahm aber gleich den Wind aus den Segeln: "Es gab hier keine überdurchschnittlich vielen Kündigungen. Natürlich ist dieser Schritt nie schön, aber in meiner Position musste ich zusammen mit den Kollegen nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden", betonte er. Eine schlechte Stimmung am Theater sei deshalb aber nicht spürbar.

Und die neue Schauspieldirektorin, Antje Thoms, schob nach: So sehr sie für den Einzelfall Verständnis habe, brauchen neue Ideen oder eben auch neue Künstler Platz. So gebe es unter den Neuzugängen mehrere junge Absolventen, die selbst sehr kreativ seien und wertvolle Impulse in das Theater brächten. Und dieser frische Wind war am Freitag im Theater Regensburg deutlich spürbar.

Hintergrund:

Zur Person: Sebastian Ritschel

  • Werdegang: Sebastian Ritschel wurde 1980 in Düs­sel­dorf geboren und studierte Musik- und Thea­ter­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät Leipzig. Seit der Spielzeit 2017/18 ist er Opern­di­rek­tor der Lan­des­büh­nen Sachsen und war zuvor Haus­re­gis­seur und Dramaturg am Ger­hart-Haupt­mann-Thea­ter Gör­litz-Zit­tau, ab der Spielzeit 2023 ist er Intendant des Theater Regensburg.
  • Regisseur und Aus­stat­ter: Er erarbeitete sich in mehr als 50 Pro­duk­tio­nen ein viel­sei­ti­ges Re­per­toire in Oper, Operette und Musical:
  • Dozent: Neben seiner Tätigkeit als Regisseur unterrichtete er von 2011 bis 2015 die Masterclass der Opernklasse an der Hochschule für Musik in Dresden und war von 2007 bis 2015 Dozent an der Fachhochschule Zittau-Görlitz.
 
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