Im Jahr 2016 trat der Schwandorfer Altlandrat Volker Liedtke die Nachfolge von Wilhelm Weidinger an, ließ sich an die Spitze des Oberpfälzer Kulturbunds wählen. "Es hätte alles nahtlos weitergehen sollen", erinnert sich der vor wenigen Wochen 70 Jahre alt gewordene ehemalige SPD-Kommunalpolitiker. Zunächst liefen die Dinge wie gewohnt: 2018 der 42. Nordgautag in Wiesau, dazu auch die bekannten Sänger- und Musikantentreffen in Schwarzenfeld.
Doch dann kam Corona und sorgte dafür, dass der Oberpfälzer Kulturbund in ein tiefes Planungsloch fiel. "Weil wir immer versucht haben, der Kultur auf vielfältigen Ebenen eine Plattform zu geben", sagt Liedtke und fügt hinzu: "Plötzlich gingen die Uhren anders." Denn ab den ersten Wochen des vergangenen Jahres diktierte Covid-19 die Bemühungen. Das Programm für den Nordgautag 2020 war bereits in einer Reihe von Sitzungen erarbeitet worden. Nach 1970 und damit nach genau einem halben Jahrhundert hätte er wieder in Schwandorf stattfinden sollen. Damals, weiß Liedtke, habe es Proteste gegen die Bezeichnung "Nordgautag" gegeben. Er kann auch Gründe dafür nennen: "Nordgau ist ein bei manchen negativ besetzter Begriff. Andere wollen aber, dass dieses Wort nicht in Vergessenheit gerät. Und außerdem gibt es Menschen, die dieser Bezeichnung mit Sympathie gegenüberstehen." Von daher, so erklärt der OKB-Vorsitzende, hätte das Motto für Schwandorf gelautet: "Das Kulturfest der Oberpfälzer - 43. Nordgautag".
Sorgen um Ehrenamtliche
Das Fest in Schwandorf fiel aus. Corona sorgte für eine Absage und machte ferner dem traditionellen Sänger- und Musikantentreffen 2020 in Schwarzenfeld einen Strich durch die Rechnung. Für Liedtke ganz generell ein Anlass zur Beschreibung einer durch und durch tristen Lage. "Man muss an Ehrenamtliche denken, die womöglich nicht mehr weitermachen", befürchtet er und sieht in allen Teilen des Bezirks Probenrückstände bei Musikanten, Sängern, Volkstanzgruppen. "Wenn man sich nicht treffen und üben kann, klaffen Lücken. Das könnte dazu führen, dass manche die Lust verlieren." Düstere Aussichten, trostlose Perspektiven. Zumal sich nicht absehen lasse, wie das nun mit dem zweiten Lockdown weitergehe. "Aber Vorsicht muss sein", lässt der OKB-Chef Verständnis für alle Maßnahmen anklingen. Weil seine Organisation den Nordgautag zweijährig plant, bleibt momentan etwas Freiraum für die von neuem zu startenden Planungen. Vom Donnerstag, 23. Juni, bis Sonntag, 26. Juni 2022, steht die Großveranstaltung nun im Terminkalender. An Schwandorf als Austragungsort hat sich nichts geändert. Die Stadt wird Mitveranstalter sein.
Geschäftsführer-Wechsel
Der Oberpfälzer Kulturbund hat seinen Sitz in Regensburg. Dort war bis vor kurzer Zeit die aus dem Kreis Schwandorf stammende Christina Scharinger als Geschäftsführerin tätig. Unterdessen ist sie in gleicher Position zum Oberpfälzer Volkskundemuseum in Burglengenfeld gewechselt. Auf Scharinger folgt nun die in Regensburg wohnende Leonie Knaus. Die studierte Betriebswirtschaftlerin tritt am 1. März ihre Stelle an.
"Mit Leonie Knaus", freut sich Volker Liedtke, "werden wir nahtlos unsere Arbeit fortsetzen können". Allerdings in einer Form, die es vor Corona nicht gab: "Es müssen feste Planungen gemacht werden, von denen aber keiner weiß, ob sie dann auch umgesetzt werden können." Der OKB teilt damit das Los vieler Kulturschaffender in einer Zeit, die für keinen Termin garantiert. Dennoch tagt der Vorstand regelmäßig und tut dies per Videokonferenz.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.