Regensburg
15.07.2021 - 18:36 Uhr

Oberpfalz bekommt digitale Streetworker

Corona hat die jungen Leute gebeutelt. Viele Freizeitmöglichkeiten, Vereins- und Jugendgruppenangebote fielen von einem Tag auf den anderen weg. Bald gibt es aber ein ganz neues Angebot in der Oberpfalz.

Philipp Seitz, Vorsitzender des Bezirksjugendrings, berichtete den Bezirksräten über die Jugendarbeit unter Corona-Bedingungen. Bild: gib
Philipp Seitz, Vorsitzender des Bezirksjugendrings, berichtete den Bezirksräten über die Jugendarbeit unter Corona-Bedingungen.

Die Jugendarbeit in der Pandemie stand am Donnerstag auf der Tagesordnung der Sitzung des Bezirkstags in Regensburg. Philipp Seitz, Vorsitzender des Bezirksjugendrings, berichtete von den Herausforderungen während der vergangenen 15 Monaten. „Die Jugendarbeit lebt von Begegnung“, sagte er. Doch Treffen wurden durch Kontaktbeschränkungen sehr schwierig. Dass sich die Corona-Regeln je nach Infektionsgeschehen immer wieder änderten, sorgte bei Vereinen und anderen Anbietern von Angeboten für Jugendliche für viel Verunsicherung. Sie mussten bei der Planung von Begegnungen und Jugendfahrten immer wieder umplanen.

Seitz ärgert, dass es in der öffentlichen Debatte meist nur um Schulthemen geht. „Jugendliche haben aber auch noch andere Bedürfnisse, sie wollen Gemeinschaft erleben“, sagte er. Es sei erfolgreich versucht worden, den Jugendlichen digitale Angebote zu machen. Seitz nannte ein digitales Bierseminar der Katholischen Landjugendbewegung als Beispiel. Wichtig sei es gewesen, mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben.

„Der Jugend sind wichtige Jahre genommen worden“, betonte Jürgen Preisinger, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksjugendrings. Es gehe nun darum, auch in Zukunft genügend Jugendliche zu finden, die in Gruppen mitmachen wollen – und ausreichend Ehrenamtliche, die die Gruppen betreuen wollen. Wie schmerzlich viele die Angebote in den vergangenen Monaten vermisst haben, machte Thomas Vitzthum, Vorstandsmitglied im Bezirksjugendring, deutlich: Als das beliebte Zeltlager der Evangelischen Jugend im Dekanat Weiden abgesagt wurde, hätten nicht wenige Jugendliche am Telefon geweint. „Das zeigt, wie wichtig den jungen Leuten gemeinschaftliche Erfahrungen sind.“ Treffen in Jugendzentren oder Sportvereinen seien schlicht durch nichts zu ersetzen. Beziehungsarbeit sei auch immer Präventionsarbeit. Derzeit würden die Jugendämter einen Zuwachs an Betreuungsnotwendigkeiten erleben.

Mit einem neuen Angebot will der Bezirksjugendring künftig den Kontakt zu Jugendlichen suchen – und zwar im Internet. Seitz kündigte an, dass in der Oberpfalz in diesem Herbst zwei Stellen für digitale Streetworker geschaffen werden sollen. Derzeit laufe die Stellenausschreibung. „Wir wollen die Jugendlichen da abholen, wo sie sind, eben auch im Internet“, erklärte Seitz. Es handle sich um ein bayernweites Modellprojekt, das auf eine Initiative der Staatsregierung zurückgeht und zunächst auf zwei Jahre ausgelegt ist. In der Oberpfalz sollen die Vollzeit-Stellen in Regensburg und beim Jugendmedienzentrum T1 in Tannenlohe (Kreis Tirschenreuth) angesiedelt werden. „Das wird die Jugendarbeit in der Oberpfalz massiv bereichern“, ist sich Seitz sicher.

Ziel sei eine regelmäßige Präsenz in relevanten Online-Räumen. Insbesondere über die Gaming-Szene erhofft sich der Bezirksjugendring einen Zugang zu den Jugendlichen. Die digitalen Streetworker sollen – wie ihre Kollegen auf der Straße – Jugendlichen bei psychischen Problemen und in Notlagen helfen. Sie sollen aber auch auf Gefahren im Internet hinweisen und bei Hate Speech weiterhelfen.

Hintergrund:

Defizit bei der Medbo

  • Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die Bettenbelegung in den medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (Medo) aus. In diesem Jahr sind deutlich weniger Betten belegt als sonst, berichtete Medbo-Chef Helmut Hausner in der Bezirkstagssitzung.
  • Als Gründe nannte er, dass Patienten aus Angst vor einer Infektion die Kliniken meiden würden. Viele würden eine Behandlung hinauszögern. Außerdem könnten die Kliniken nicht so dicht wie sonst belegt werden.
  • Die Medbo rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit von knapp sechs Millionen Euro. Da man über ausreichend Liquidität verfüge, sei der Bezirkshaushalt aber "safe". Man müsse nicht wegen finanzieller Unterstützung beim Bezirkskämmerer anklopfen.
 
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