Die Produktion unter der Regie von Matthias Reichwald kann als Höhepunkt der Musiktheatersparte in der aktuellen Spielzeit gesehen werden. Reichwald entscheidet sich in Zusammenarbeit mit seinem Ausstatter Toto für ein minimalistisches Bühnenbild, das im Wesentlichen aus einem Podium und einer Rückwand aus klapptürartigen Elementen besteht. Damit eröffnet die Regie den Bühnenakteuren zahlreiche variable Möglichkeiten für Auf- und Abgänge sowie für versteckte Rückzugsmöglichkeiten. Im zweiten Akt fehlt diese flexible Rückwand und gibt den Blick auf die Tiefe der Bühne frei.
Gelungener Einfall
Die Inszenierung geizt nicht mit einfallsreichen Details, welche das durchaus vorhandene humoristische Potenzial dieses an sich alles andere als komödiantischen Werks raffiniert an die Oberfläche bringen. So leiht Don Giovanni seinem Diener Leporello schon mal seine Hände als dieser mit Donna Elvira flirten muss und so hat manches übermütige Tänzchen von Don Giovanni auch einen amüsanten Reiz. Zum Fest tritt auf der Bühne ein Sextett kammermusikalisch in Erscheinung und auch Don Giovanni und Don Ottavio zeigen auf der Geige beziehungsweise auf dem Violoncello ihre Fähigkeiten als Instrumentalisten - ein sehr gelungener Einfall, der die Inszenierung großartig bereichert.
Durch die fehlenden Kulissen und Requisiten lenkt Reichwald geschickt den Blick auf das Wesentliche, und das sind nun einmal die Bühnenfiguren, welche hier die Szenerie durch variable Bewegungsabläufe und Stellungen zu keinem Augenblick ermüdend erscheinen lassen. Die von Toto gestalteten Kostüme sind unserer Tage entnommen und haben hier und da einen kleinen historischen Touch, was ebenfalls gut in diese Inszenierung passt.
Treffend besetzt
Die Produktion ist in jeder Hinsicht treffend besetzt. Der junge Bariton Matthias Störmer nutzt die Gelegenheit sein Können als Don Giovanni zu präsentieren auf mitreißend emotionale Art und besticht sowohl durch seine flexibel eingesetzte Gesangsstimme als auch durch seine schauspielerischen Fähigkeiten. Die Sopranistin Anna Pisareva überzeugt als Donna Anna unter anderem durch ihre Fähigkeit hohe Töne im Piano vorbildlich sauber über die Bühne zu bringen. Große gesangliche und schauspielerische Qualitäten weisen aber auch Angelo Pollak als Don Ottavio, Martina Fender als Zerlina, Adam Kruzel als Komtur, Jongmin Yoon als Leporello, Theodora Varga als Donna Elvira und Mario Klein als Masetto auf.
Das Orchester folgt dem Dirigenten Jonas Alber in jede dynamische Verästelung und hält einen beeindruckend innigen und kommunikativen Kontakt zu den Bühnenakteuren. Der langanhaltende und intensive Schlussapplaus im nahezu ausverkauften Theater am Bismarckplatz ist an diesem Premierenabend in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
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