Der Dialog zwischen Bewegung und Musik, Tanz und Drums soll hier im Vordergrund stehen. So basiert Georg Reischls Choreographie dieses Mal ausschließlich auf der live gespielten und extra für die Produktion geschaffenen Schlagzeugmusik des Schweizer Drummers Vincent Glanzmann. Während der erste Teil mit einer an das klassische Ballett angelehnten Choreographie eine gewisse Ordnung verkörpern soll, bricht diese Ordnung im von der nordamerikanischen Lakota-Mytologie inspirierten zweiten Teil inklusive der dort beheimateten Clownfigur Heyoka auf und entwickelt sich zu archaisch anmutenden Rhythmen und Tänzen.
Wie improvisierte Session
Das ist durchaus kein schlechtes Konzept. Allerdings wirkt der erste Teil, in welchem Glanzmann auf dem Drum-Set überwiegend einen Jazzrock-artigen Rhythmus spielt und Reischls Choreographie nicht gerade vor originellen Tanzfiguren sprudelt, ein wenig wie eine improvisierte Session. Glanzmann variiert den Rhythmus zwar des öfteren, wartet auch mit auf den Becken erzeugten Klangflächen auf und ersetzt die Snare-Drum für die Betonungen auf der zweiten und vierten Zählzeit des Taktes durch Beckenschläge, aber insgesamt lässt dieser erste Teil doch etwas eine gewisse kompositorische und choreographische Kreativität vermissen.
Das ändert sich in Bezug auf die Musik im nach der Pause angesetzten zweiten Teil sehr deutlich. Glanzmann präsentiert hier eine gut durchdachte und sich in kreativen Spannungsbögen entwickelnde Schlagzeug-Komposition, welche mit zahlreichen unterschiedlichen Rhythmen, Melodien und Klangfarben beeindrucken kann. Auch die Interaktion und Kommunikation zwischen dem Drummer und der Tanzcompagnie ist hier deutlich zu spüren. So begibt sich Glanzmann - nur mit einer mobilen Snare-Drum ausgestattet - mitten in die Bewegungsabläufe des Tanzensembles und als besonderer Gag hilft ihm eine Tänzerin bei seinen Trommelwirbeln die Fellspannung einer Rototom zu variieren, was dem Drummer ermöglicht auf dieser Trommel in verschiedenen Tonhöhen zu agieren.
Amüsante Details
Auch Georg Reischls Choreographie weist in diesem zweiten Teil wesentlich mehr Originalität auf als zu Beginn des Abends. So zieht er verschiedene Register des modernen Ausdruckstanzes bis hin zu kreativen Hebefiguren und Formen des Bodentanzes. Auch ein paar amüsante Details überraschen hier das Publikum. Das in Schwarz- und Grautönen gehaltene Bühnenbild von Natascha von Steiger sowie die gepunkteten, clownartigen Kostüme von Min Li komplettieren die Produktion bereichernd.
Die zehnköpfige Tanzcompagnie setzt Reischls Choreographie mit starkem Ausdruck bis in die Fingerspitzen um. Der Schlussapplaus war am Premierenabend im voll besetzten Theater am Bismarckplatz intensiv und anhaltend.
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