Hans-Jürgen Buchner, der am Freitag, 27. Dezember, seinen 75. Geburtstag feiern kann, ist Tontöpfer und Tonschöpfer. Wie das? Der bei Berlin als Sohn eines aus Regensburg stammenden Tierarztes geborene Mann war einst im Hauptberuf Töpfermeister. Ein Künstler, dessen schwarze Tassen mit blauem Katzenpfotenmuster samt auf dem Boden eingeritztem Autogramm längst zu Raritäten geworden sind. Wer eine besitzt, wird sie nicht hergeben.
Der Töpfer und der Schöpfer. Hans-Jürgen Buchner lebte in Regensburg, und er besuchte das Maristen-Gymnasium in Cham. Einer, der Bezug zur Oberpfalz herstellte und dort bis heute mit seiner Band gastiert. Doch Wohnsitz bezog er später in Haindling. Eigentlich ein Kaff, wie der Bayer zu sagen pflegt. Doch der 100-Einwohner-Ort an der Grenze von Oberpfalz und Niederbayern hat das Privileg, dass sein prominentester Bürger schon seit Jahrzehnten zum Begriff "Haindling" geworden ist.
Suche nach Talenten
Buchner lebt im ehemaligen Dorfwirtshaus gleich neben dem Kirchhof. Vor ein paar Jahren haben wir ihn besucht. Er öffnete die Haustür und komplimentierte die Reporter einstweilen in ein nahe gelegenes Kaffeehaus. "I muaß erst a Forelln braten", artikulierte er seinen Hunger. Eine Stunde später saß er da in Pluderhosen und einem von ihm entworfenen Kasperl-Shirt, war bereit fürs Interview. Den Blick darauf gerichtet, dass er permanent Nachwuchstalente sucht. Stichwort Talente. Der Töpfermeister ist längst zum Schöpfermeister geworden. Jemand, der es in schier unglaublicher Weise geschafft hat, in den Klangbrei seiner Zeit eine scharfe Lanze zu bohren. Im ersten Stock des umgebauten Gasthauses befindet sich ein Studio, an dessen Wänden unzählige Instrumente hängen. Vom Saxofon über das Alphorn bis hin zur Südseemuschel. Er beherrscht sie alle und weiß, wie man ihnen Wohlklang entlockt.
Unvergessene Klangfolgen
In ruhigen Stunden setzte sich Buchner ans Klavier und komponierte Unverwechselbares. Die Musik zum "Kaiser von Schexing" entstand dort ebenso wie alles, was zu "Irgendwo und Sowieso" gehörte. Eingedenk der Paula, für die nur das Geld zählte. Klangfolgen, die einem nie aus dem Ohr gingen. Und noch immer liegt er im Gras und hört das Telefon läuten.
Mit seiner Band Haindling geht der nun 75-Jährige nach wie vor auf Tour. Diese lange Strecke hatte damals in den 1980er Jahren begonnen, als Hans-Jürgen Buchner beim zwischenzeitlich legendären Anti-WAA-Festival in Burglengenfeld auftrat. Der Mann, den die Oberen im weiß-blauen Land heute als einen Parade-Bayern feiern, ging musikalisch zusammen mit Herbert Grönemeyer, Wolf Mahn und BAP-Chef Wolfgang Niedecken gegen die von der CSU vorangetriebene atomare Wiederaufarbeitungsanlage bei Wackersdorf vor. Weil er, der Kämpfer für eine intakte Umwelt, nicht anders konnte. Und es zeigte sich: Da war einer, der sich vom Diktat des Franz Josef Strauß nicht beugen ließ und seine Meinung kundtat. Später hängte man ihm Orden um.
Buchner wird 75 Jahre alt. Kein Rentner. Auch keiner, der auf Ruhestand sinnt. Ein Melodiker und Mahner, wie ihn Bayern in solch einzigartiger Form nicht missen möchte. Unverzichtbar, weil schlichtweg genial. Nicht erst seit jenem Moment, als ein Rundfunksender fragte, ob es denn im Freistaat jemand gebe, der 20 Instrumente beherrscht. Buchner meldete sich. In aller Bescheidenheit und mit der Hitliste, die "Paula" ebenso umfasst wie die Titelmelodie zum "Café Meineid". Bis heute sagt der Herr aus Haindling, dass ihn der britische Musiker und Maler Kevin Coyne beeinflusst hat. Coyne stand wie er auf der Bühne beim Anti-WAA-Festival. Das war im Juli 1986. Er verschaffte ihm seinen ersten Plattenvertrag und empfahl ihm "Haindling" auch als Bandname.
Mittwoch, 10. Juni, 2020 Nürnberg – Serenadenhof
Sonntag, 2. August, 2020 Sulzbach-Rosenberg – Altes Stahlwerk
Samstag, 5. September, 2020 Wunsiedel – Luisenburg
Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Tel. 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0















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