Regensburg
04.02.2019 - 17:09 Uhr

Zwischen Mensch und Monster

Mary Shelleys Kultklassiker ist 200 Jahre nach seiner Entstehung in unserem Zeitalter des technologischen und medizinischen Fortschritts aktueller denn je. Jetzt hat sich das Theater Regensburg an den Stoff gewagt.

Zwischen dem Forscher Frankenstein (Jonas Hackmann/Philipp Quest) und dem von ihm erschaffenen Wesen (Philipp Quest/Jonas Hackmann) gibt es keine Freundschaft. Bild: Marion Bührle.
Zwischen dem Forscher Frankenstein (Jonas Hackmann/Philipp Quest) und dem von ihm erschaffenen Wesen (Philipp Quest/Jonas Hackmann) gibt es keine Freundschaft.

Diese Meldung zeigt aber auch, dass die Problematik des von Mary Shelly vor 200 Jahren geschriebenen Romans "Frankenstein" aktueller denn je ist. So widmet sich das Theater Regensburg nun diesem Klassiker in Form der Bühnenfassung des 1955 geborenen englischen Autors Nick Dear in der deutschen Übersetzung von Corinna Brocher. Die Neuinszenierung hat der britische Regisseur Sam Brown im Regensburger Theater im Velodrom übernommen.

Schottische Einsamkeit

Komplettiert wurde das rein britische Regie-Team vom Ausstatter Simon Lima Holdsworth, dem Komponisten und Sound-Designer Tom Lane sowie der Choreographin Morgann Runacre-Temple. Die Kampfchoreographie, das Licht und die Dramaturgie steuerten dann noch Tamás Mester, Martin Stevens und Sasskia Zinsser-Krys vom Theater Regensburg bei.

Herausgekommen ist eine zeitgenössische Inszenierung, die das Wesen in den Szenen im Labor mit menschlichen Computerprogrammen an die Gesellschaft gewöhnen soll. In einem Schneesturm in den schweizerischen Bergen treffen das Wesen und der vor der Verantwortung für selbiges geflohene Erschaffer Frankenstein aufeinander. In der aufgrund des Dialekts der Einwohner nahezu friesisch anmutenden schottischen Einsamkeit erschafft und vernichtet der Forscher sogleich wieder die Frau für das Wesen, bis die Tragödie wieder bei Frankensteins Zuhause am Genfer See ihr grausames Ende findet.

Packende Spannung

Insgesamt ist es dem Regieteam durch eine sterile und im wahrsten Sinne des Wortes kalte Atmosphäre sowie durch geschickt angelegte Bewegungsabläufe in dem von Grau- und Weißtönen geprägten Bühnenbild gelungen, eine packende Spannung aufzubauen. Ein origineller Einfall ist, dass der schwedische König Karl XVI. Gustaf bei der Nobelpreisverleihung an Frankenstein - wohl ein Tagtraum des Forschers - zu Beginn der Inszenierung auslost, wer von den beiden Schauspielern für Frankenstein und das Wesen jeweils welche Rolle spielt. Beide Schauspieler haben beide Rollen gelernt.

Am Premierenabend verkörperte Jonas Hackmann den Forscher Frankenstein und Philipp Quest das Wesen. Beide zeigten viel Einfühlungsvermögen in ihre Charaktere und fesselten durch Leidenschaft sowie eine verständliche Artikulation. Aber auch Gerhard Hermann, Denia Nironen und Michael Haake in verschiedenen Rollen sowie alle anderen Bühnenakteure tragen zum ausdrucksstarken Niveau dieser Produktion bei. Der langanhaltende Applaus im gut gefüllten Theater im Velodrom war am Premierenabend gerechtfertigt.

 
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