Lithophanie? Was ist das?„Lithophanien“ sind Lichtbilder aus feinstem Porzellan und zählen zu den edelsten Keramikprodukten überhaupt, weiß Sammler, Kurator und Leihgeber Pfarrer Klaus Haußmann. Es handelt sich um eine Reliefdarstellung in transluzentem Material, welche ihre Wirkung erst im Gegenlicht entfaltet. Eine Lithophanie besteht aus einer dünnen Materialschicht, meist einer Platte, die durch eine Lichtquelle von hinten beleuchtet wird.
„Die Lithophanien aus Amberg sind noch mal etwas ganz Besonderes!“, schwärmt er. Und der Experte weiß viel mehr: 40 verschiedene Bodenbilder in Bierkrügen und Tassen sind bisher aus Amberg bekannt! Aus Beständen seiner Sammlung und des Stadtmuseums hat er nun auf Anregung der scheidenden Musumsleiterin Judith von Rauchbauer die aktuelle Ausstellung „Amberger Lithophanien - Bodenbilder in Bierkrügen der Porzellanfabrik Eduard Kick“ zusammengestellt, die bis 15. März zu sehen ist Außerdem liegt. Außerdem liegt ein aufwändig gestalteter Katalog zur Ausstellung bei.
Erfunden wurde die Technik um1825 von Georg Frick in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Meissen oder Nymphenburg bedienten sich ebenfalls dieser Technik, die besonders im Biedermeier die Menschen begeisterte und faszinierte; als Bild im Ständer vor einer flackernden Kerze, als Blickfang in bunter Bleiverglasung vor den Fenstern oder als Lampenschirm im feinen Ambiente der gehobenen Gesellschaft.
Als erster Betrieb in der Region stellte die Amberger Fabrik Eduard Kick ab 1863 über 40 Jahre hinweg echtes Porzellan her, und zwischen 1865 und 1870 gab es dann die ersten Bodenlithophanien in der Porzellanbierkrügen! „Die Bilderwelt der Amberger Lithophanien gehört zur späten Romantik des Nachbiedermeier, zu einer Periode, wo man sich angesichts der heraufziehenden modernen Welt nach der „guten alten Zeit“ sehnte“, betonte Haußmann bei der Eröffnung.
In gut beleuchteten Vitrinen prunken große und kleine Krüge in den 10Typvariationen der Amberger Firma,dazu „um das Auge zu schärfen“ auch ein paar Exemplare anderer Firmen und als große Seltenheit fünf Tassen, „die bislang nur einmal aufgetaucht sind“. Die Bild-Kostbarkeiten am Gefäßboden macht die „Spezialanfertigung mit Beleuchtung von unten“ von Hausmeister Alexander Schossig sichtbar.
Service
Ausstellung: „Amberger Lithophanien –Bodenbilder in Bierkrügen der Porzellanfabrik Eduard Kick“. Bis 15. Märrz
Ort:Stadtmuseum Amberg,
Zeughausstraße 18, 92224 Amberg
Information:Telefon: 09621/101284,
Fax: 096211/101855
E-Mail:
Öffnungszeiten:
Di.–Fr. 11–16 Uhr, Sa. u. So. 11–17 Uhr
Sonderführungen mit dem Porzellankenner und Sammler Klaus Haußmannn sind sonntags 1. und 15. März jeweils um 14.30 Uhr.
Zur Ausstellung ist ein Katalog
erschienen.
Die Top-Ten unter den Amberger Lithophanien
1. Die häufigsten Amberger-Porzellankrüge sind „brauner Mönch und schwarze Nonne“. Die Krüge sind ulkig, wollen aber weder die Ordensleute beleidigen noch die Religion lächerlich machen.
2. Die fragwürdigsten Krüge aus heutiger Sicht sind die kleinen Kinderkrüge oftmals mit der Schrift „Dem braven Kinde“ versehen. Ein kleines Quantum Bier galt damals nicht als verwerflich.
3. Die häufigste Lithophanie ist mit Abstand „Mönch und Mädchen“ leicht anzüglich und mit Augenzwinkern.
4, Die anzüglichste Lithophanie: „Amor schärft den Liebespfeil“.
5. Die lustigste Lithophanie: „Die Rivalen“. Zwei Buben umkreisen sich mit geballten Fäusten“.
6. Die ernsteste Lithophanie: Reinecke Fuchs bzw. Die Hasenschule nach einer graphischen Vorlage von Wilhelm von Kaulbach.
7. Die frömmste Lithophanie: „Mater Dolorosa“, die schmerzhafte Mutter Gottes unterm Kreuz.
8. Die schönste Lithophanie: „Mutter mit Kind“.
9. Die beste Lithophanie: Porträt von Friedrich Schiller – fast so gut wie das von KPM Berlin.
10. Die seltensten Lithophanien: sind in den fünf sehr kostbaren Tassen mit Fuchsiendekors zu entdecken: drei Frauenporträts, Hase und Katze.
Übrigens besteht meist kein Zusammenhang der Außendekoration wie Trinksprüche und Wirtshausweisheiten oder Handbemalungen mit Trink-, Militär- oder Volksszenen zu den Bodenlithophanien.
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