Gerade ist das sage und schreibe 36. Album vom "Sprachkunst-Rocker", wie ihn "Die Welt" definierte, namens "Schöne Grüße vom Schicksal" in den Handel gekommen. "Liedermacher-Gut", wenn man so möchte, auf höchstem sprachlichem wie musikalischem Niveau, irgendwo im weiten Land zwischen anspruchsvollem Rock und Pop. Eine Tour dazu ist ebenfalls bereits fast vollständig organisiert. "Ich habe nie darüber nachgedacht", grübelt der Vielbeschäftigte, "ob ich Workoholic bin. Stattdessen habe ich einfach immer nur gearbeitet. Und daran werde ich auch in Zukunft nichts ändern."
Wie wichtig war Ihnen dieses Mal beim Texten die Schnittmenge aus Provokation und Persönlichem?
Heinz-Rudolf Kunze: Zunächst mal: Ich schreibe eigentlich jeden Tag etwas auf, das ist die große Konstante meines Daseins. Durch diesen Umstand vermengen sich Innen- und Außenwelt zwangsläufig. Für mich ist ein Album stets ein Cocktail aus Provokation, Politik und Privatem. Ich will die Welt abbilden, so wie ich sie radikal persönlich sehe. Hauptsache es ist spannend.
Warum haben Sie sich dieses Mal mit den menschlichen Dauerbrennern wie "Schicksal" und "Zufall" eingehend beschäftigt?
Ich habe diese Begriffe in den Vordergrund gestellt, weil hinter ihnen eine ziemliche Schwere steckt. Obwohl ich weiterhin von einer Platte träume, deren Lieder man unter der Dusche trällern kann. Ansonsten bin ich übrigens kein gläubiger Christ, wie man mir immer wieder nachsagt. Aber ich bin durchaus jemand, der nicht auf die Wissenschaft alleine baut, wenn es um eine Erklärung für den Sinn unseres Daseins geht. Die Ratio alleine ist mir zu banal.
Bei aller Schwere spielt der Humor wieder mal eine entscheidende Rolle, obwohl Ihnen der von einigen Kritikern abgesprochen wird...
Es soll tatsächlich eine Platte sein, die regelmäßig zum Schmunzeln einlädt. Ich lache auch im Privaten viel und gerne. Ansonsten muss der Außenstehende nicht denken, dass viele meiner Verse autobiographischen Ursprungs sind. So ein Hintergrund macht kein einziges Lied besser. Meine Texte sind keine Fotografien, eher Skizzen. Ich verfasse keine öffentlichen Tagebücher. Weil mein Alltag dafür nicht genügend Material hergibt.
Wie stets bei Ihnen ist auch auf "Schöne Grüße vom Schicksal" ein breites Panoptikum zwischen kernigem Rock 'n' Roll und sehnsüchtiger Ballade zu finden. Warum immer dieser große stilistische Abwechslungsreichtum?
Ich finde ehrlich gesagt, dass ich früher noch mehr musikalisches Chamäleon war als ich das heutzutage bin. Unabhängig davon, ich brauche stets Intensität, halte mir dauerhaft die kreativen Grenzen in alle Richtungen offen. Vielleicht bin ich dieses Mal nicht mehr so verzweigt wie in der Vergangenheit, noch mehr fokussiert. Aber darüber hinaus besitze ich eben diese nie zu stillende Neugier.
Was sind Ihre weiteren Kreativ-Pläne?
Eine Tour mit Band wird erst ab Anfang nächsten Jahres starten. Vorher absolviere ich eine mir seit drei Jahren lieb gewonnene Tradition, die der Solo-Konzerte in verschiedenen Städten. Dabei gehen vorgetragene Lieder und rezitierte Literatur Hand in Hand. Aber bis dahin ziehen noch eine Menge Tage ins Land, an denen ich mir ganz neue Sachen ausdenken kann. Langweilig wird mir jedenfalls nicht. Es bleibt aufregend.
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