Allmählich füllt sich am Samstag der Saal im Oberpfälzer Künstlerhaus zum letzten Konzert des Musikfestivals "Goldener Oktober" - nicht ganz, aber doch annehmbar. Das Motto lautet "Lieder ohne Worte". Davon gibt es viele für Klavier von verschiedenen Komponisten, jedoch meint der Titel Lieder, die in Fassungen für Klavier zu vier Händen erklingen.
Christoph Ewers, Arrangeur und einer der beiden Pianisten des Konzerts, findet dazu interessante Aspekte. So erklärt er die Bearbeitung von Liedern als Möglichkeit, Musikwerke mit anderen Klangfarben ein neuartiges Klangbild zu vermitteln. Wichtig ist dabei, wenn der Text fehlt, seinen Sinn durch die Darstellung per Klavier beizubehalten. Ewers hat etliche Lieder für Klavier zu vier Händen umgeschrieben und mit seinem Partner Michael Kuhn trägt er nun die Neufassungen vor. Zunächst erklingen fünf Lieder von Franz Schubert. Die Vorgehensweise ist dergestalt, dass die Noten der Singstimme etwas mehr akzentuiert werden als die Begleitstimmen, so dass der Gesamtcharakter der Musik erhalten bleibt, auch wenn die Worte fehlen. In der Interpretation der beiden bleibt die hymnische Stimmung von "An die Musik" op 88/4, das fließende "Auf dem Wasser" op72, leise "Du bist die Ruh" op 59/3, das Ständchen aus dem "Schwanengesang" und schließlich die ruhelose "Ungeduld" op 25/7 auch im abstrakten Modus bestens erhalten. Anschließend trägt Ewers vom gleichen Komponisten die "Novellette" op 21/1 vor. Das Originalwerk erklingt etwas leiser, da nur zwei Hände die Klänge erzeugen. Auch die Stimmung passt in der feinsinnigen Gestaltung durch den Pianisten.
Es folgen vier Lieder von Robert Schumann, die des Komponisten Willen zu inniger Musik verdeutlichen. Zuerst zwei Lieder aus dem Zyklus "Myrthen" op 25. Die "Widmung" (Nr.1) gebührt "Seiner geliebten Braut" und "Du bist wie eine Blume" ist hymnisch gehalten, um die Aussage "so schön, so rein und hold" auch abstrakt wahr werden zu lassen. Aus den "Romanzen und Balladen" op 45 folgt "Es zogen zwei rüstige Gesellen" (Nr. 2) in die "Frühlingsfahrt", so der Liedtitel. Schließlich ertönt noch "Der Contrabandiste" op 74/10, dem ein spanisches Volkslied zugrunde liegt. Lockere wie stürmische Tonfolgen gelingen beiden Musikern immer anschaulich.
Nach der Pause erklingen Lieder und ein Klavierwerk von Johannes Brahms. Mit "Der Gang zum Liebchen" op 48/1 beginnen die Künstler ein liebliches Walzer-Spiel. Es folgt die "Sapphische Ode" op 94/4 in hymnischer Gestaltung und schließlich "Von ewiger Liebe" op 43/1, ein Loblied auf ein gemeinsames glückliches Leben. Dann spielt Michael Kuhn die "Rhapsodie h-moll" op 79/1 in virtuoser Wildheit, wie es der abstrakte Sinn der Musik haben will. Noch einmal folgen drei Lieder von Brahms: "Hochgetürmte Rimaflut" op 103/2 aus den "Zigeunerliedern" vermittelt traurige Sehnsucht, "Wie bist du meine Königin" verdeutlicht das gegenteilige Gefühl und "Mädchenfluch" op 69/9 schildert die schrecklichen Gefühle eines zwangsverheirateten Mädchens. Auch ohne Worte werden die Zuhörer von den musikalischen Aussagen ergriffen.
Als letztes Werk der Vortragsfolge ertönt die "Carmenfantasie für Klavier zu vier Händen" von Georges Bizet, eine stürmische wie tiefsinnige Auswahl von Melodien aus der berühmten Oper. Auch die erste Zugabe ist von Bizet. Das Finale aus der "2. Arlesienne-Suite" erklingt flott und damit sehr wirkungsvoll. Die zweite Zugabe ist die vierhändige Bearbeitung des Volksliedes "Guten Abend, gute Nacht", bei der die Zuhörer mitsummen dürfen. Damit endet eine gelungene hochinteressante Veranstaltung. Ein würdiger Abschluss des "Goldenen Oktobers".
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.