Nein, das war keine Revolution. Nicht einmal ein Revolutiönchen. Die Erde in Bayern bebte zwar. Aber am Schluss fügt sich alles wieder in etwa so zusammen, wie es seit Jahrzehnten ist. Zwei Drittel für den Block rechts von der Mitte, ein Drittel für alles links davon. Das war Bayern, das ist Bayern. Die prophezeiten tektonischen Verschiebungen fanden nicht statt, nur ein Austausch vor allem innerhalb der Blöcke, von SPD zu den Grünen, von CSU zu AfD und Freien Wählern.
Deshalb bleibt Schwarz-Grün eine Fata Morgana. Aber eine mit Folgen: 59 Prozent der Wähler fanden es vor der Wahl gut, wenn die Grünen an der Regierung wären. Die Öko-Partei als Schreckgespenst, das zieht nicht mehr. Noch gilt dies hauptsächlich für München, das jetzt grüner ist als Freiburg oder Berlin. Aber dieser Wandel im bayerischen Lebensgefühl geht tief. Und er hat nicht nur mit dem Lächeln von Katharina Schulze zu tun. Heinrich Oberreuter, der Bayern-Politologe schlechthin, redet der CSU ins Gewissen: Mehr Flexibilität, mehr Offenheit und mehr Moderne mahnt er an. Aber was tut Landesgruppenchef Alexander Dobrindt? Er schwadroniert vom bürgerlichen Lager - und zählt dazu sogar die AfD. Dabei müsste er nur in die Augen der AfD-Unterstützer schauen, um zu sehen, dass die meisten für die Union verloren sind.
Verglichen mit Schwarz-Grün dürften die Koalitionsverhandlungen zu Schwarz-Orange ein Spaziergang werden. Schließlich sind die Freien Wähler Fleisch vom Fleisch der CSU. Und Hubert Aiwanger ist noch machtverliebter als die bayerischen Grünen. Schwarz-Orange kann erfolgreich werden. Aber nur, wenn Markus Söder und Aiwanger nicht nur ihre eigene Agenda abarbeiten. Und nur, wenn sie sich auch mit dem modernen Lebensgefühl anfreunden, statt der AfD hinterherzulaufen.
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