Selb
01.06.2018 - 15:38 Uhr

Ausstellung im Porzellanikon: Esskultur "dick, dünn, fett, mager"

Der Mensch ist, was er isst - und Esskultur verkörpert mehr, als nur die Speise auf dem Teller. Auf eine Zeitreise durch drei Jahrhunderte nimmt das Porzellanikon die Besucher ab 8. Juni mit.

Noch hat Hauptkuratorin Petra Werner alle Hände voll zu tun, um die Sonderausstellung aufzubauen. Während in Hohenberg die Servicekultur mit Koch- und Backgeschirr im Mittelpunkt steht, kommen in Selb die nationalen und internationalen Einflüsse zum Tragen.  [CF]
Noch hat Hauptkuratorin Petra Werner alle Hände voll zu tun, um die Sonderausstellung aufzubauen. Während in Hohenberg die Servicekultur mit Koch- und Backgeschirr im Mittelpunkt steht, kommen in Selb die nationalen und internationalen Einflüsse zum Tragen.

Selb.In diesen Tagen werkelt das Team um Hauptkuratorin Petra Werner und Kurator Thomas Miltschus noch kreativ an Aufbau und Gestaltung der Hauptausstellung 2018 in den beiden Standorten des Porzellanikons Selb und Hohenberg. Mit Direktor Wilhelm Siemen gewähren sie vor der offiziellen Eröffnung am kommenden Freitag den regionalen Medien einen exklusiven Einblick. Das "Gerippe" dieser außergewöhnlichen Sonderschau lässt die Inszenierung des gesellschaftlichen Wandels der Ess- und Servier-Kultur erahnen: überaus haptisch, plastische, ja appetitlich dargestellt.
In Selb entführt eine 55 Meter lange Tafel auf eine kulinarische Reise mit typischen Landesgerichten durch sieben Länder: Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, USA, Japan und China. In Deutschland gilt hier das Augenmerk der Currywurst und dem Braten, nicht zu vergessen die Krebse, die gerade in der Hauptstadt Berlin vor 150 Jahren inflationär auf den Tisch kamen. Dazu gab Bauscher Weiden in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ein eigenes Koch- und Backbuch mit erprobten Rezepten speziell zu den Geschirren drein. Die noble KPM Berlin sorgt für die Currywurst-Schale und Altmeister Eckhard Witzigmann kochte einst für Rosenthal auf. Besondere Services widmen sich Wild, Fisch und der vor wenigen Jahrzehnten noch angesagten Schildkrötensuppe - "und fangen den Lifestyle gestern und heute ein", sagt Petra Werner.
Statt eines herkömmlichen Katalogs begleitet eine Art Kochfibel die Ausstellung - mit den entsprechenden Rezepturen zum Geschirr quer durch die Jahrhunderte: Beispielsweise passt in eine opulente Suppen-Terrine prima eine "Grüne Kräutersuppe". Über dem deutschen Abschnitt grüßt das Logo "Zur letzten Instanz", eine der ältesten Gaststätten Berlins. Das Traditionslokal kaufte übrigens sein neues Geschirr erst 2017 von der BHS tabletop.

Auch "Fast Food" Thema

Der Pasta-Teller und der Pizza-Ofen symbolisieren Italien, Schnecken und Austern (auf Crash-Eis) Frankreich, einschließlich des Schriftzugs vom Edelkaufhaus Lafayette, das eigens die Verwendung des originalen Schriftzugs genehmigte. Fish and Chips stehen unter anderem für das Vereinigte Königreich. Selbstverständlich nicht ausgespart wird das Fast Food. US-Studenten entwickelten vor einigen Jahren eine Art "McBag" aus Porzellan für den Burger. Aber Plastik und Kunststoff gehören offenbar zur Corporate Identity der US-Konzerne. Womit wir auch schon beim nachhaltigen Coffe-to-go-Becher aus Porzellan wären, statt täglich mit Millionen Einwegprodukten die Umwelt zu belasten und zu vermüllen.
"Die Sonderausstellung versucht auch Spannung für jene Besucher zu schaffen, die sich ansonsten so etwas nicht anschauen", meint Direktor Siemen. Ein kulinarisches Begleitprogramm - quer durch sieben Länder - spricht konkret die Genuss-Sinne an: eine Schau für Leib und Seele im wahrsten Wortsinn!

Weitere Informationen: www.porzellanikon.org

 

 
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