Bisher hat die Politik nicht viel mehr als einen Taschenspielertrick in petto, um der demografischen Erosion des Rentensystems zu begegnen: die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Wohlwissend, dass diese für viele eine faktische Rentenkürzung bedeutet.
Nichts dagegen, wenn Politiker, Steuerberater oder Journalisten ein paar Jahre dranhängen, weil ihnen ihr Beruf Spaß macht. Nach einer Bertelsmann-Studie arbeiten vor allem Beschäftigte mit höherer Bildung und Qualifikation länger - das lindert zwar den Fachkräftemangel, nützt aber Arbeitnehmern nicht, die wegen schwerer körperlicher Belastung nicht bis zum Rentenalter durchhalten können. Genau um sie geht es.
FDP-Chef Christian Lindner empfindet es als ungerecht, die Rente von Geringverdienern, die 35 Jahre und länger gearbeitet haben, aufzustocken. Er empfiehlt an der klaren mathematischen Formel festzuhalten: Jahre der Einzahlung mal Höhe gleich Rente. Er vergisst zu erwähnen: Die Rente sinkt mit der Zahl der Arbeitnehmer, die das System finanzieren. Was ist gerecht daran, Jahrzehnte in einen Topf einzuzahlen, aus dem man immer weniger herausbekommt? Die Lebensleistung sinkt nicht indirekt proportional zur Zahl der Rentner.
Es ist eine ganz andere Gerechtigkeitslücke, die den Glauben in den sozialen Rechtsstaat erschüttert: Auto-Manager, die Betrugssoftware in ihre Produkte einbauen lassen und die geschädigten Kunden nicht einmal entschädigen müssen. Politiker, die gegen diese keine rechtlichen Mittel finden, weil sie sich nach ihrer Karriere lukrative Anschlussjobs erwarten. Die Altersversorgung dieser beiden Gruppen ist überfinanziert. Darüber sollte sich nicht nur Lindner Sorgen machen.
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