Die Briten hatten eigentlich keine Wahl. An Boris Johnson führte für all jene kein Weg vorbei, die einfach nur wissen wollten, woran sie sind. Selbst Labour-Wähler wechselten ins Lager der Tories, und man kann es ihnen nicht verübeln: Labour-Kandidat und Parteichef Jeremy Corbyn drückte sich wochenlang um eine konkrete Antwort auf die Frage, wie er zum Brexit steht. Gebetsmühlenartig wiederholte er nur seine Ankündigung, das Volk solle in einem weiteren Referendum erneut über den Austritt aus der EU abstimmen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.
Corbyn hat eine Riesenchance verschenkt, weil er keinen klaren Kurs erkennen ließ und mit anderen Themen - wie dem maroden Gesundheitswesen - nicht ausreichend punkten konnte. Johnson, der auch nicht gerade beliebter ist als sein steifer Konkurrent, war sich für keinen Wahlkampf-Klamauk zu schade und zeigte klare Kante ("Get Brexit done"). Das reichte aus, um der Mehrheit an der Wahlurne als das kleinere von zwei Übeln zu erscheinen.
Jetzt hat Johnson erreicht, was er wollte: eine robuste Mehrheit, um den Brexit zum 31. Januar 2020 durchzuziehen. Damit allein ist er allerdings die Probleme nicht los. Denn in der Übergangszeit nach dem Brexit stehen weitere harte Verhandlungen mit Brüssel über die zukünftigen Beziehungen an. Und dann sind da noch die rebellischen Schotten, die jetzt erst recht die Unabhängigkeit von Großbritannien anstreben wollen, um an der EU festzuhalten. Die Zeit der schlaflosen Nächte hat für den Premier gerade erst begonnen.
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