07.11.2019 - 20:26 Uhr

Spahns Digital-Placebos kurieren nicht alle Patienten

Das Gesundheitswesen soll weg vom Analogen, hin zum Digitalen. Damit allein ist allerdings den Patienten vor allem auf dem Land nicht geholfen. Ein Kommentar von Frank Stüdemann.

Kommentar von Frank Stüdemann
Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister. Bild: Christoph Soeder/dpa
Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister.

Das von Bundesgesundheitsminister Jans Spahn am Donnerstag durch den Bundestag gebrachte Gesetz zur verstärkten Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eine schön verpackte Mischung aus richtigen Impulsen und PR-Placebos. In letztere Kategorie fällt beispielsweise die Übernahme der Kosten von Gesundheits-Apps durch die Krankenkassen, was Spahn als "Weltpremiere" anpreist. Denn problematisch sind bei diesen Apps für die Patienten nicht die Kosten, sondern dass sie kaum einschätzen können, was nutzlose Spielerei ist und was tatsächlich beim Gesundwerden hilft.

Spahns Ansatz ist schon richtig: Mehr digitale Vernetzung zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken kann die Behandlung von Patienten effektiver und schneller machen - zumindest dann, wenn sie einen ganzheitlichen Blick auf den erkrankten Menschen ermöglicht und die Sicherheit all dieser Daten garantiert werden kann. Ob allerdings gerade älteren Menschen damit geholfen ist, dass sie bald auch online beim Herrn Doktor im Wartezimmer sitzen können, darf man bezweifeln: Nicht nur viele Senioren sind am PC nicht fit genug, um solche Angebote nutzen zu können. Von mangelhaften Internetverbindungen in manchen Landstrichen ganz zu schweigen.

Klar ist aber auch: Keine digitale Spielerei kann den persönlichen Kontakt zu Ärztin oder Arzt ersetzen. Daher ist die wichtigere Therapie, die medizinische Versorgung gerade auf dem Land weiter zu verbessern. Nur mehr Praxen vor Ort bringen wirklich eine gute Besserung.

 
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