Speinshart.Ein international renommierter Konzertorganist begeistert am Sonntagabend in der Klosterkirche speziell die Freunde der Orgelmusik und er verneigt sich in seinem Konzert vor den Komponisten, die in dieser längst vergangenen Zeit nicht mehr geschätzt wurden. Norbert Düchtel, langjähriger Dozent für künstlerisches Orgelspiel an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik in Regensburg sowie Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Detmold, spielt sich an der berühmten Steinmeyer-Orgel der Pfarr- und Klosterkirche mit leidenschaftlichem, virtuosem und hochmusikalischen Spiel in die Herzen der Hörerschaft.
Es ist eine musikalische Sternstunde, die der Starorganist auf dem "Instrument aller Instrumente" kredenzt. Düchtel verzaubert das Publikum mit einem Festival himmlischer Töne. Wieder einmal wird deutlich: Das mächtige Orgelspiel ist die überzeugendste Sprache, die wir haben. Vielleicht gehört die Orgel auch deshalb zum immateriellen Weltkulturerbe.
Überschaubare Fangemeinde
Die Fangemeinde der Orgelmusik ist überschaubar, die Gefolgschaft der Königin der Instrumente ist nicht groß. Das ist sehr schade, denn ein versierter Organist kann aus den Registern und Pfeifen wunderbare Musik ertönen lassen. Das gelingt auch Norbert Düchtel. Dem Musikprofessor glückt mit Werken aus dem 17. und 18. Jahrhundert ein leidenschaftlicher und hinreißender Auftritt. Hemmnisse und Klippen spieltechnischer Art scheint es für ihn nicht zu geben. Brillant, mit starker vokaler Empfindung geht der Meister die höchst anspruchsvollen Kompositionen an, die von relativ unbekannten Künstlern stammen.
Allesamt sind es Ordensleute, die zwischen 1701 und 1820 bemerkenswerte Orgelstücke schufen und deshalb auch "wie geschaffen" für kirchliche Anlässe entstanden. Wenngleich die schillernden Verfehlungen talentierter Klosterbrüder, die der Musiker in seinen einführenden Worten schildert, das übliche Maß ausschweifender musikalischer Freude deutlich überschritten. Es bleiben grandiose Werke, die der Starorganist im feurigen Geist der Kompositionen interpretiert. Der Musik folgend, die für die Kirche prädestiniert ist, widmet sich Düchtel der unglaublichen Klangfülle dieser Werke. Egal was er spielt, ob das "Praeambulum et Fuga" von Marianus Königsperger (1708-1769), die "Parthia" von Ludwig Zöschinger (1731-1806) oder die "Orgel-Messe Nr. 5 in A-Dur" von Theodor Grünberger (1756-1820), die bunte Vielfalt an Klängen und Effekten muss einfach begeistern und unterstreicht den besonderen Reiz, jene Meister der Kirchenmusik hörbar zu machen mit genau dem Instrument, das man in einer Kirche vorfindet.
Fulminanter Schlussakkord
Weitere Improvisationen dürfen nicht fehlen. Mit Feingefühl und fröhlicher Gelassenheit erklingt die "Sonata I in C-Dur" von Franz Xaver Schnizer (1740-1785) und Ludwig Zöschingers "Parthia - die Henne" (La Galina). Schließlich verneigt sich der Künstler vor den Gastgebern um gleichzeitig vorzuwarnen: "Der Prämonstratenser-Pater Augustinus Büx (1701-1751) aus der Reichsabtei Schussenried war disziplinlos und exzentrisch". Doch die geniale Klangarchitektur des rebellischen Paters schöpft der Musiker mit der ganzen Klangpracht der Orgel aus. Dem Organisten gelingt eine inspirierende Begegnung komponierender Ordensmänner aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Titel des Konzerts "Soli Deo Gloria" (Allein Gott die Ehre) reicht zudem zur Ehre der Komponisten und des renommierten Organisten. Beifallumrauscht lässt sich Düchtel zu einem fulminanten Schlussakkord bewegen.
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