Speinshart
12.08.2018 - 12:05 Uhr

Monteverdis Marienvesper bei den Speinsharter Sommerkonzerten

Für gewöhnlich besucht der Christenmensch die Kirche zum Lobpreis Gottes. Am Freitagabend ist das anders. In Speinshart wird der Kirchgang zur Danksagung Mariens.

Claudio Monteverdis „Marienvesper“, ein herausragendes Meisterwerk der gesamten Musikgeschichte, feierte am Freitagabend in der Klosterkirche Speinshart Triumphe. Unter der Gesamtleitung des schwedischen Dirigenten Fred Sjöberg gelang unter dem Dach des Festivals junger Künstler Bayreuth dem Knabenchor „Jazeps Medins“ aus Riga, dem Novi Sad Chamber-Chor (Serbien), dem Chor der Mazedonischen Universität Thessaloniki (Griechenland), dem Festspielbarockorchester und insgesamt sieben Solostimmen ein atemberaubender Auftritt. do
Claudio Monteverdis „Marienvesper“, ein herausragendes Meisterwerk der gesamten Musikgeschichte, feierte am Freitagabend in der Klosterkirche Speinshart Triumphe. Unter der Gesamtleitung des schwedischen Dirigenten Fred Sjöberg gelang unter dem Dach des Festivals junger Künstler Bayreuth dem Knabenchor „Jazeps Medins“ aus Riga, dem Novi Sad Chamber-Chor (Serbien), dem Chor der Mazedonischen Universität Thessaloniki (Griechenland), dem Festspielbarockorchester und insgesamt sieben Solostimmen ein atemberaubender Auftritt.

Die Rosenkranzkönigin von Speinshart blickt milde lächelnd auf die rund 500 Kirchenbesucher und staunt über gleich drei Chöre, ein Barockorchester und sieben Solistinnen und Solisten, die sich im und vor dem Altarraum der Marienkirche aufbauen. Vielleicht mag die Gottesmutter in ihrer Bescheidenheit und Fürsorge sagen: "So viel Ehr', ja Ehrfurcht und Marienlob braucht es wirklich nicht." Doch Thomas Englberger, Leiter der Internationalen Begegnungsstätte, ordnet ein: „Unter dieser Kuppel trifft sich heute die Welt der Musik, um in außergewöhnlicher Weise in einem der größten Schätze des deutschen Barock im Geiste der Marienfrömmigkeit der Patrona Bavariae zu huldigen“. Englberger verspricht nicht zu viel. Die Danksagung Mariens wird am Freitagabend mit Claudio Monteverdis „Vespro della Beata Vergine“ unter Leitung des schwedischen Dirigenten Fred Sjöberg zu einem ergreifenden liturgischen „Feierstunde“.

Im Jahr 1610, als die Papst Paul V. gewidmete Komposition veröffentlicht wird, ist ein derartiges Sakralwerk mit Einbindung marianischer Texte noch ein Novum. Instrumental wie vokal ging Monteverdi damals ungewohnte Wege: es ist die Geburtsstunde von Oper und Oratorium. Monteverdi setzte ein musikalisches Ausrufezeichen. Er besetzt die Vespergebete mit mehrstimmigen und polyphon gesetzten Chören und schafft eine eigene Dramaturgie durch unterschiedliche Solo-Beiträge der Sängerinnen und Sänger. Gleichzeitig zieht er die Zuhörer in einen dramatischen Bann, der die meditative Konzentration vergessen und die Vesper zu einem hochemotionalen Erlebnis werden lässt.

In dem von Fred Sjöberg neu erarbeiteten Werk entsteht ein theatralisches Kunstwerk voller Mystik, begleitet von oktavierenden Solisten. Ob eine gewöhnliche Marienvesper um 1610 auch so geklungen hat? Am Freitagabend rückt sie eher an Werke von Verdi und Bruckner heran. Darf man das? Bestimmt. Vergleichbar ist das monumentale Vespro“ auch mit Bachs h-moll-Messe. Bach gab sein Bewerbungsschreiben in Dresden bei Hofe ab und Monteverdi in Rom beim Papst. Heraus kamen bei beiden Galaxien an Farben und tönender Prunk.

Der erfahrene Festival-Dirigent Fred Sjöberg verleiht diesen Leidenschaften einen neuen Schub. Auch da, wo Botschaften nicht nach außen strahlen, sondern nach innen leuchten, lässt er seinen glockenreinen Stimmen viel Freiraum. Erst recht den Sopran-, Tenor- und Bassstimmen von Radoslava Vorgíc, Teresa Hoerl, Alexandra Hebart, Edward Leach, Simon Jass, Michael Wolfrum und Raphael Wong. Die Sopranstimmen setzen Glanzlichter, mit einem beachtlichen Volumen imponieren die Tenöre ohne Höhenangst und die Bassisten setzen klangvolle Fundamente. Einfallsreich positioniert der Dirigent die Solisten im Kirchenraum und schafft somit ein harmonisches Zusammenwirken von Raum und Musik.

Die makellosen Knabenstimmen von „Jazeps Medins“ aus dem lettischen Riga, der junge Novi-Sad-Chamber-Choir (Serbien) und der mächtige Chor der Mazedonischen Universität Thessaloniki, das intonationssichere Festspielbarockorchester und die „Coaching-Bläser“ wählen für das 13-stufige Werk an mehrstimmigen Vesperpsalmen, dem Hymnus und dem „Magnificat“ eine erstaunlich weltliche Musiksprache, mit dramatischen Operneffekten und tänzerischen Rhythmen. Schon allein die Ehrbezeugung „Gloria patri et filio et Spiritui Sancto ...“ ist überwältigend. 140 Mitwirkende - das bedeutet auch prachtvollen Klangreichtum. „Lauda Jerusalem“ wird einer der geheimen Höhepunkte. Kein Liebeslied (Nigra sum) bleibt ohne Innigkeit und keine Emotionen und Stimmungen bleiben unberücksichtigt.Der schwedische Maestro präsentiert ein funkensprühendes Werk von höchster Prägnanz und doch mit einem verinnerlichtem Ausdruck und damit weit mehr als ein Konzert, das sich schon mit dem strahlenden Eingangschor „Deus in adiutorium – Domine ad adiuvandum me festina“ zur hochgradig expressiven Form des Gottes- und Marienlobs erhebt. Das Publikum wird in 90 Minuten mitgerissen in der Freude, dem Leid und der Verantwortung des liebenden Menschen. Selbst wenn viele in der heutigen Zeit kaum mehr bereit sind, diese Marienfrömmigkeit nachzuvollziehen, so ist es doch die tiefe Menschlichkeit, die aus ihr spricht. Sjöberg nimmt zwar die innigen Gebete und pathetischen Freudesausbrüche beim Wort, führt sie aber mit der frischen Lebendigkeit seiner Auffassung an das heutige Verständnis der Marienverehrung heran. So wie sich die Besucher von der sanft lächelnden Rosenkranzkönigin und der Mutter Gottes mit dem Jesukind am Marienaltar wohlbehütet fühlen.

Ein begeistertes Publikum ist sich einig: Monteverdis Meisterwerk der Marienvesper wird unter dem Dirigat von Fred Sjöberg zum grandiosen Beitrag der Speinsharter Sommerkonzerte. Viele Besucher schwärmen vom klangprächtigsten Marienlob in der jüngeren Klostergeschichte. Chöre, Solisten, Orchester und Dirigent genießen die stürmischen Ovationen. Nach diesem Fest der Töne, Farben und Temperamente ist das Kloster mit seiner Internationalen Begegnungsstätte wieder um viele Pluspunkte reicher.

Claudio Monteverdis „Marienvesper“, ein herausragendes Meisterwerk der gesamten Musikgeschichte, feierte am Freitagabend in der Klosterkirche Speinshart Triumphe. Unter der Gesamtleitung des schwedischen Dirigenten Fred Sjöberg gelang unter dem Dach des Festivals junger Künstler Bayreuth dem Knabenchor „Jazeps Medins“ aus Riga, dem Novi Sad Chamber-Chor (Serbien), dem Chor der Mazedonischen Universität Thessaloniki (Griechenland), dem Festspielbarockorchester und insgesamt sieben Solostimmen ein atemberaubender Auftritt. do
Claudio Monteverdis „Marienvesper“, ein herausragendes Meisterwerk der gesamten Musikgeschichte, feierte am Freitagabend in der Klosterkirche Speinshart Triumphe. Unter der Gesamtleitung des schwedischen Dirigenten Fred Sjöberg gelang unter dem Dach des Festivals junger Künstler Bayreuth dem Knabenchor „Jazeps Medins“ aus Riga, dem Novi Sad Chamber-Chor (Serbien), dem Chor der Mazedonischen Universität Thessaloniki (Griechenland), dem Festspielbarockorchester und insgesamt sieben Solostimmen ein atemberaubender Auftritt.

 
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