"Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt." Dieser Sinnspruch des großen chinesischen Philosophen Konfuzius ist schlichtweg Inspiration für die wunderbare Erkenntnis der unendlichen Möglichkeiten des Klangs. Die Musik ist es, die in Speinshart beim Abschlusskonzert der „Sommer-Festspiele“ frei macht und Grenzen und Sprachen überwindet. Allgegenwärtig ist die Leichtigkeit des Seins. Selbst dem glitzernden Abendhimmel ist die Hörerschaft ein bisschen näher. Kurzerhand verlegen die Organisatoren das Konzert wegen des lauschigen Spätsommerabends von der Klosterkirche in den Innenhof des Klosters.
Dort faszinieren fünf Blechbläser aus dem Reich der Mitte vor zirka 300 Besuchern mit einem einzigartigen Sound. Das Quintett des Musikkonservatoriums aus der Metropole Xi’an, der alten Hauptstadt Chinas und Heimat der Terrakotta-Armee, beeindruckt mit rauschenden Klangwolken. Thomas Englberger, Leiter der Internationalen Begegnungsstätte, verspricht zum Abschluss der Sommerkonzerte einen weiteren musikalischen Höhepunkt, der Herz und Seele bereichert. Versprochen ist versprochen. Es folgen Gänsehautmomente. Doch dass es gleich so viele sein würden, liegt an einer Überraschung. Das Abschlusskonzert bereichern auch einheimische Solisten. Klaus Rosner und Leon Neudert imponieren mit ihren Beiträgen auf dem Marimbafon und der Percussion. Auch kulturelle und musikalische Unterschiede passen gut zusammen.
Chinesische Blechbläser bieten ein einzigartiges Klangerlebnis
Weich, rund, brillant – das ist der typische Klang, der in Speinshart die Blechbläser auszeichnet. Trompete (Wie Peng und Shi Long Du), Horn (Hao Nan Dong), Posaune (Tian Yu Mu) und Tuba (En Hui Guo) demonstrieren im akustisch perfekten Innenhof des Klosters ein einzigartiges Klangerlebnis. Hinzu kommt die Raffinesse der Programmgestaltung – ein Kaleidoskop unterschiedlicher Musikepochen. Der musikalische Bogen spannt sich von der chinesischen „Hochzeitsfeier“ bis zum Welthit „Hey Jude“ von Paul McCartney. Da darf ein unverwüstlicher Klassiker wie „Trumpet Voluntary“ von Jeremiah Clarke nicht fehlen. Als Eingangsmusik für Gottesdienste erlebte "Voluntary" im 17. und 18. Jahrhundert seine Hochblüte. Frisch zubereitet strahlen die barocken Trompetenklänge. Mit „Canon“ von Johann Pachelbel setzen die Blechbläser zudem einen Glanzpunkt eher andächtiger geistlicher Musik.
Mit „Celebration“ führen die jungen Musiker aus China den Abend der guten Laune fort. In „Rondeau“ huldigen die Blechbläser dem Komponisten Jean-Joseph Mouret, dem wichtigsten Vertreter des französischen Barock. Die musikalische Weltreise endet schließlich wieder in der Heimat. Ensemble und Hörerschaft fühlen sich zur packenden Melodie des chinesischen Volksliedes „Jasmin Flower“ (Moo Li Hua) hingezogen. Eine verträumte Vertonung zur Jasminblüte aus der Jiangsu-Provinz. Spirituell poetisch schallt es dann mit „The Moon Tells You What to Think About“ durch den Innenhof des Klosters. Basierend auf dem chinesischen Popsong zeigt das Stück, welche aparte Mischung sich die Blechbläser zurechtgelegt haben. Groß ist das Vergnügen des Publikums an diesen Virtuosen und ihrem glänzenden Vortrag, groß der Applaus und groß die Spannung, was denn wohl die Zugabe nach diesen wilden Mischungen sein könnte. Leider warten die Zuhörer vergebens.
Klaus Rosner und Leon Neudert auf Marimbafon und Percussion
Entschädigt werden die Besucher durch musikalische Darbietungen auf dem Marimbafon, einem ursprünglich afrikanischen Instrument, und mit der Percussion. Das Publikum lauscht den Solostücken von Klaus Rosner und Leon Neudert. Mit „Ghana“, „Nancy“ und „Les Violons Morts“ gelingen den Solisten hinreißende Kabinettstücke. Der einzigartig warme und zugleich runde Klang dieser Instrumente verleiht den Schlussakkorden des Abendkonzerts mit „Circles of Ice“ und dem „Festival Song“ von Eckhard Kopetzki unvergleichlich meditative Momente. Sanft und zärtlich auch die Zugabe. Schöner hätte man gar nicht „Gute Nacht“ und „Auf Wiedersehen im nächsten Festspielsommer“ sagen können.















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