Wunsiedel. Al-Deen bittet sie alle nach vorn und in die Mitte und formt sich so zentral vor seinem Mikrofon einen recht kompakten Fanblock. Die mit viel Selbstironie umgesetzte Maßnahme zeigt Wirkung: Die Stimmung ist von Beginn an fantastisch, schon beim vierten Lied steht ein Teil des Publikums auf und klatscht mit. Der sympathische Sänger surft souverän auf dieser Welle der Begeisterung. Al-Deen ist ein erstklassiger Entertainer. Fast zwei Stunden lang wird er mit den intelligenten Popsongs aus seiner mittlerweile 18-jährigen Karriere den Spannungsbogen halten.
"Live Acoustic" heißt die Tour, bei der al-Deen und seine starke Band auch ohne Stromgitarren auf der Felsenbühne rocken. Auf Barhockern sitzen al-Deen, Frieder Gottwald (Bass), Ole Rausch und Andreas Mette (Gitarren) zwischen dem Schlagzeug von David Mette und den Keyboards von Tobias Reiss. Ein sehr statisches Setting wäre das, würde nicht die mitreißende Spielfreude der Musiker sofort für Schwung sorgen und mit fulminanten Soli Bewegung in die Ohrwurm-Songs des Mannheimers bringen. Etwa in "Dein Lied", die Hitsingle aus dem Jahr 2002.
Sieben der elf Alben von Laith al-Deen schafften es in die Top Ten, zwei sogar bis an die Spitze der Charts. Zuletzt seine aktuelle Scheibe "Bleib unterwegs", die im Juli 2016 gleich auf Platz eins einstieg. Beim Titelsong geht der Sänger durch die Zuschauerreihen, fordert das Publikum zum Mitsingen auf. "Textkontrolle" nennt er das schmunzelnd. Zufrieden kehrt er auf die Bühne zurück: Fast alle können seine Zeilen auswendig. Manchmal verselbstständigt sich der lautstarke Publikumschor sogar, löst sich vom Geschehen auf der Bühne, singt trotzig-gutgelaunt weiter, obwohl die Band das Lied schon beendet hat.
Erst spanisch, dann karibisch angehaucht kommt das neunminütige "Worauf wartest du" daher, mit langen virtuosen Soli von Ole Rausch und Tobias Reiss. Al-Deen singt mit seiner kraftvollen, wandlungsfähigen Soul-Stimme, in der stets liebende Wärme und Zärtlichkeit mitschwingt. Immer wieder sorgt der Sänger für besondere Momente - in seinen Songs und in seinen entspannten Moderationen dazwischen. Die Lichtregie spielt dazu nicht nur mit hellen Spots im Trockeneis-Nebel, sondern auch mit stimmungsvoller Hintergrund-Beleuchtung. Mal badet sie die Felsen in tiefstes Rot, dann wieder erfrischt sie die Szenerie in Meeresblau. "Es tut uns leid", sagt al-Deen begeistert, "aber diese Kulisse werden wir wohl mitnehmen müssen."
Geschickt gestaltet der 46-jährige Sohn eines irakischen Vaters und einer deutschen Mutter die Dramaturgie seines Auftritts. Das Unterwegssein, zentrales Thema des aktuellen Albums, ist nach al-Deens Auffassung nicht nur eine Phase, sondern eine Haltung. Die Befreiung der Zuhörer aus ihrem Alltagstrott stachelt er schelmisch an und begleitet sie mit viel positiver Energie. Vom neuen Album ist auch das auf zwölf Minuten ausgedehnte "Du fehlst". Den treibenden, rockigen Beat reizt David Mette mit einem atemberaubenden Schlagzeug-Solo aus. Mit "Bilder von dir", "Jetzt, hier, immer" und "Ich will nur wissen" hat es auch der umjubelte Zugabenblock in sich.
Schwer vorzustellen, dass man an diesem herrlichen Sommerabend tatsächlich etwas Besseres vorhaben konnte, als beim Laith-al-Deen-Konzert auf der Luisenburg zu sein.













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