Die Oberpfälzer DGB-Frauen haben große Ziele: Zum Internationalen Frauentag wollen die Gewerkschafterinnen gerade die Frauen motivieren, sich an der Europawahl zu beteiligen. "Unser Wahlrecht wurde hart erkämpft", sagt die stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern, Verena Di Pasquale: "Wir erleben gerade ein gefährliches Rollback in Sachen Gleichstellung."
Petra Schilling, Sprecherin der DGB-Frauen, äußert sich zur Lage der Oberpfälzerinnen.
ONETZ: Frau Schilling, warum braucht der DGB einen Frauenarbeitskreis – hat die Gewerkschaft nicht immer für gleiche Rechte aller Arbeitnehmer gekämpft?
Petra Schilling: Beim ersten Frauentag 1911 stand die Forderung nach dem Wahlrecht auf der Tagesordnung. Die wurde 1918 erfüllt. Dann haben sich die Frauen andere Ziele gesetzt: gegen Krieg und Gewalt, später für den Mutterschutz, der sukzessive verlängert wurde - bis hin zur neuen Brückenteilzeit. Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch genug zu tun.
ONETZ: Gibt es in Nord- und Mitteloberpfalz besondere Problemlagen für Frauen, die etwa aus der Wirtschaftsstruktur oder dem ländlichen Raum resultieren?
Petra Schilling: Im Landkreis Amberg-Sulzbach zum Beispiel liegt die Durchschnittsrente für Frauen bei 541 Euro, in Deutschland insgesamt bei 618 Euro. Das verschärft bei uns die Altersarmut. Gründe dafür sind sicher auch der Wegfall der Porzellanindustrie mit ihrem starken Frauenanteil. Viele Frauen bekamen danach nur befristete, Teilzeit-, und Niedriglohnarbeitsplätze. Ein Ersatz ergibt sich im wachsenden Pflegebereich, wo 80 Prozent der Berufe von Frauen ausgeübt werden. Die verdienen natürlich noch viel zu wenig, dafür, was sie leisten - aber es wird besser.
ONETZ: Welche Aktionen planen Sie und wen oder was wollen Sie damit besonders erreichen?
Petra Schilling: Wir besuchen am Freitag die Kolleginnen im Seniorenheim in Erbendorf. Beim Frauentag möchten wir noch einmal ins Bewusstsein rufen, dass der Lohnunterschied zwischen Männer und Frauen noch immer bei 21 Prozent liegt - in Bayern sogar bei 24 Prozent. Die großen emanzipatorischen Themen sind erledigt, jetzt geht es um die Details: gleicher Lohn, gerechte Rente, faire Anrechnung von Erziehungsarbeit und Pflege.
ONETZ: Geht es immer nur vorwärts oder gibt es auch Rückschläge?
Petra Schilling: Die AfD mit ihrem rückwärtsgewandten Frauenbild à la Kinder, Kirche, Küche erledigt sich hoffentlich bald wieder von selbst. Ich denke, dass es weiter vorwärts geht für die Hälfte der Bevölkerung in unserem Land.
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