Bei den letzten Stimmwerck-Tagen haben die vier Sänger im vergangenen Jahr ihren Rückzug von der hochkarätigen Veranstaltung angekündigt. Durch Rundfunkübertragungen im Deutschlandfunk und anderen Sendern hatte das künstlerische Glanzstück im Landkreis eine Anziehungskraft bekommen, die weit über die Region hinaus ausstrahlte.
Anfang 2019 dann wurde bekannt, dass das Regensburger Vokalensemble "Singer Pur" das Erbe der mit ihnen befreundeten Stimmwercker antritt und das Festival weiterführt: Aus den Stimmwerktagen werden die "Singer Pur Tage". Vom 2. bis 4. August finden diese nun erstmals am gleichen Ort und mit übereinstimmendem Konzept statt. Das heißt, für die drei Konzerte wird kein Eintritt verlangt, sondern nur um eine Spende gebeten. Damit werden anfallende Kosten für Werbung, Vorträge und die Unterbringung der Künstler und Wissenschaftler finanziert.
Frommer Herrscher
Denn als Teil des Festivals hat sich ein wissenschaftliches Programm mit Workshops, einer Tagesakademie und Vorträgen zur Vertiefung des jeweiligen Schwerpunktes entwickelt. Heuer steht bei den "1. Singer Pur Tagen "die Zeit des Habsburger Kaisers Maximilian I., eines frommen und klugen Herrschers der die Kunst förderte, mit Komponisten wie Ludwig Senftl und Heinrich Isaac auf dem Programm. Beide haben in Maximilians Hofkapelle gewirkt. "Wir singen aber auch Werke von Meistern wie Jacob Obrecht und Josquin Desprez", sagt Marcus Schmidl, der als Bass bei "Singer Pur" und Stimmwerck die personelle Klammer für das kulturelle Ereignis bildet und für Kontinuität sorgt. Daher fügt sich auch ein zeitgenössischer Akzent gut ins Programm, wie es die Vorgänger mit Musik von Arvo Pärt, Hans Schanderl oder auch dem einstigen Avantgardisten Erik Satie getan haben.
Heuer ist es die amerikanische Komponistin Joanne Metcalf, von der als "artist in residence" am Sonntag (4. August, 17 Uhr) ein neues Werk uraufgeführt wird. Am Freitag, 2. August (18.45 Uhr), findet vor dem Eröffnungskonzert ein Gesprächmit der 61-jährigen Künstlerin statt, die als Professorin an der "Lawrence University" in Wisconsin Komposition unterrichtet.
Ist das erste Konzert mit "Musik für Maximilian - Mitten im Leben..." überschrieben, steht der Samstag, 3. August (20 Uhr), unter der lebenswichtigen Vorstellung, dass wir Lebenden alle "Proch dolor! - ... vom Tod umfangen" sind. Der Sonntag ist dem musikalischen Nachlass Maximilians - "liber selectarum cantionum" - gewidmet. Jeweils vor den Konzerten findet eine Einführung statt.
Sitzweil im Wirtshaus
Als Gäste haben sich die sechs Sänger - Claudia Reinhard (Sopran), Christian Meister, Markus Zapp und Manuel Warwitz (Tenor), Rainer Schneider-Waterberg (Bariton) und Marcus Schmidl (Bass-Bariton) - einen jungen Bass aus Slowenien, Jan Kuhar, den Altus Stefan Steinemann und Peter Waldner eingeladen. Der Südtiroler Tastenvirtuose "spielt auf einem verblüffenden Nachbau eines sogenannten "Apfelregals" Werke aus der Zeit Maximilians, wie Schmidl mit sichtlicher Vorfreude beschreibt.
Die Tagesakademie am Samstag, die mit namhaften Wissenschaftlern aus verschiedenen Sparten hochkarätig besetzt ist, steht ganz im Zeichen Maximilians, seiner Musik und seines kulturellen Umfeldes. Am Sonntag haben Zuhörer und Zaungäste die Gelegenheit, in Workshops selbst die Stimme zu erheben, um unter fachmännischer Anleitung aus Originalnoten zu singen, oder um in Renaissance-Manier das Tanzbein zu schwingen. Als überaus beliebte Geste laden die Organisatoren nach dem letzten Konzert am Sonntag zu einer Sitzweil in den Zehentstadel des Wirtshaus Prösslbräu Adlersberg ein.
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