Ein Mann aus dem Landkreis Tirschenreuth soll in Slapany (Kreis Cheb) in Tschechien illegal Kangal-Hirtenhunde gezüchtet haben - bis er wegen Corona die Grenze nicht mehr passieren konnte. Bei einer konzertierten Aktion gingen vergangene Woche Polizeibeamte aus Cheb (Eger), Tierärzte der regionalen Veterinärsverwaltung von Karlsbad und ehrenamtliche Mitarbeiter eines Tierheims auf einem landwirtschaftlichen Gelände der Siedlung Slapany wenige Kilometer südlich von Eger einem anonymen Hinweis nach, wie Katerina Krejcí von der Regionaldirektion der Karlsbader Polizei gegenüber Oberpfalz-Medien bestätigte: "Wir haben in diesem Fall ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei eingeleitet."
Beschuldigter polizeibekannt
Dass auch auf deutscher Seite gegen den Züchter aus der nördlichen Oberpfalz ermittelt werde, konnte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz nicht bestätigen. Der Beschuldigte sei wegen ähnlicher Delikte gegen das Tierschutzgesetz bereits polizeibekannt. Möglicherweise ein Grund, warum er seine illegalen Praktiken nun jenseits der Grenze betreiben wollte.
Das Video von der Ortsbegehung dokumentiert den katastrophalen Zustand der improvisierten Zuchtanlage. Auf dem verwahrlosten Gelände herrscht ein Durcheinander verrosteter landwirtschaftlicher Maschinen, Holzpaletten und Plastikeimer.
Mumifizierte Kadaver
In Misthaufen finden die Ermittler Überreste von Tierkadavern. Vor einem Gebäude stoßen sie auf Teile eines Schafskeletts. Ein Stück weiter ragt ein Tierschädel aus einem Strohhaufen. Bei den provisorischen Käfigen liegen mumifizierte Überreste eines großen Hundes. Das Summen der allgegenwärtigen Fliegenschwärme und das schwere Keuchen der Männer in den Schutzanzügen vermitteln einen Eindruck vom Verwesungsgeruch, der von den Kadavern ausgehen muss.
Die beteiligten Tierärzte entschieden an Ort und Stelle, die Tiere umgehend in eine geeignete Pflegeeinrichtung zu bringen. Allerdings bereitet den Helfern die große Zahl an kranken Schafen Kopfzerbrechen. "Wir haben ungefähr neunzig Tiere gezählt", sagte Mária Slepicková, Direktorin der regionalen Veterinärverwaltung von Karlsbad zu idnes.cz (Internetausgabe von Mladá Fronta Dnes, neben der Boulevardzeitung Blesk größten tschechischen Tageszeitung). "Alle hatten ein völlig verfilztes Fell, einige humpeln, haben zu langen Hufe oder Gelenkprobleme." Auf der Weide habe man außerdem eine große Anzahl bereits verwitterter Schafsknochen und tote Schafe in verschiedenen Stadien der Verwesung gefunden. "Es ist offensichtlich, dass hier über einen langen Zeitraum Tiere elendig verendeten", beschreibt sie die Situation.
Voller Wunden
Auch die Lage im Stall mit den sechs Hundezwingern ist nicht viel besser: "Die Käfige waren voller eingetrockneter Fäkalien", schildert Slepicková, "es war klar, dass die Hunde schon lange keinen Auslauf mehr hatten. Außerdem haben wir in der Nähe zwei bereits teilweise verweste Hundekadaver gefunden." Die übrigen Tiere seien noch am Freitag in das städtische Tierheim nach Cheb gebracht wurden.
"Die neun Kangal-Hunde vom Anwesen Slapany wurden unter verheerenden Bedingungen gehalten", bestätigt Tierheimbetreiberin Marie Lokingová. "Sie leiden unter massivem Flohbefall, sind abgemagert, vernachlässigt, voller Wunden." Die Tiere wurden von einem Tierarzt untersucht und versorgt. "Es wird ein tierärztlicher Gutachten erstellt, um ihre Gesamtzustand zu beurteilen", sagt sie weiter.
Kontodaten für Spenden aus dem Ausland für das Tierheim Horní Hranicná:
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V Celnici 1028/10, Praha 1
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