"Jetzt kämpfen zwei Länder gegeneinander, die viel mit Landwirtschaft zu tun haben, und wir wissen jetzt nicht, wie wir die Welt ernähren sollen." Hans Enslein, Vorsitzender des Maschinenrings Tirschenreuth, blickte vor rund 150 Mitgliedern besorgt in die Ukraine. Die Folgen des Krieges seien unmittelbar auch im Landkreis Tirschenreuth zu spüren: "Wir Landwirte sind hier gefordert", sagte er. Auch der Bezirksvorsitzende des Maschinenrings Oberpfalz, Franz Roider, teilte diese Sorgen: "Ein Drittel der Weltproduktion fällt jetzt weg", berichtete er aus Krisensitzungen. "Wenn der Krieg bis Weihnachten geht, werden wir in Afrika eine Hungersnot erleben, wie wir sie noch nie erlebt haben."
Die Situation in Europa könnte sich zuspitzen, da die Energiepreise weiter stiegen, auch die Fleischproduktion werde sich grundlegend ändern: "Rindfleisch wird zurückgehen, Schweine werden sterben. Wahrscheinlich müssen wir unseren Fleischbedarf mit Hühnern decken, da diese Getreide am besten verwerten - wenn wir überhaupt noch Fleisch essen."
Knapp 64.000 Stunden Hilfe
Geschäftsführerin Marion Höcht berichtete über das vergangene Geschäftsjahr und blickte auch auf die Entwicklung seit der Gründung. Mittlerweile habe der Verein 1810 Mitglieder, die im Vorjahr 63.882 Stunden Hilfe auf Betrieben und in Familien geleistet hätten. 430.064 Kubikmeter Gülle hätten die Gemeinschaften und Lohnunternehmer ausgebracht, der Umsatz sei auf einem neuen Höchststand: 9.572.847 Euro seien 2021 erwirtschaftet worden. "Im Vergleich waren es 20 Jahre zuvor 3.503.234", sagte Höcht und betonte die große regionale Wertschöpfung, die durch die Arbeit des Maschinenrings und seiner Mitglieder entstanden sei.
Im nicht-landwirtschaftlichen Bereich betrug im Geschäftsjahr 2021 der Umsatz laut Höcht 5.372.926 Euro, auch hier habe es im Vergleich zu 2001 einen gewaltigen Sprung gegeben: Damals seien 487.772 Euro erwirtschaftet worden. Der Maschinenring beschäftige inzwischen 124 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter. "Wir sind einer der größten Arbeitgeber innerhalb der Maschinenringe", hob Höcht hervor. Sie freute sich, dass viele ehemalige Beschäftigte von Auftragnehmern dauerhaft übernommen wurden. "Das zeigt, wie gut die Arbeit unserer Mitarbeiter ist." Sie dankte allen Mitarbeitern und Mitgliedern, die den Maschinenring mit ihrer Aktivität beleben. "Das 'Wir' wäre durch Corona fast verloren gegangen", sagte sie, freute sich aber, dass alle zusammenhielten.
Neue App
"Wie gewohnt war die Kassen- und Buchführung ohne Fehl und Tadel", sagte Markus Gmeiner, Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet. Ebenfalls einstimmig verabschiedeten die Mitglieder den Haushaltsansatz für das kommende Geschäftsjahr. Einnahmen und Ausgaben für den Verein belaufen sich auf jeweils 385.000 Euro. Die Dienstleistungen sind allesamt in eine GmbH ausgegliedert und werden dementsprechend nicht vom Verein selbst verwaltet.
Eine Neuerung in der App-Familie des Maschinenringes stellte Carolin Schrembs vor: Mit "AckerPartner" sei es nun Lohnunternehmern und anderen Arbeitern des Maschinenrings möglich, Abrechnungen über eine App zu erstellen. "Dies kann auch gleich auf dem Acker passieren", erklärte sie. Zudem würde während der Hauptsaison zweimal wöchentlich abgerechnet werden, so dass die erbrachten Leistungen auch zeitnah honoriert werden könnten. "Aber keine Angst - die Papiervariante wird weiterhin bestehen bleiben."
Ehrungen
Höcht und Enslein nahmen einige Ehrungen vor. Viele Mitglieder und Subunternehmer wurden für ihre langjährige Tätigkeit beim Maschinenring mit einem kleinen Präsent bedacht. Besonders bedankte sich die Vereinsführung bei den Familien Rupprecht (Kleinsterz), Schrott (Pirk) und Möhrlein, die mit der ganzen Familie engagiert seien und hülfen, wo es nötig sei.
Besonderer Dank galt zwei Urgesteinen des Maschinenringes: Gründungsmitglied und langjähriger Geschäftsführer (mehr als 30 Jahre) Engelbert Meier wurde besonders gefeiert. "Er hob den Maschinenring nicht nur aus der Taufe, sondern legte den Grundstein für den jetzigen Erfolg", sagte Höcht. Meier selbst blickte auf die Anfänge des Maschinenringes in den 1970er Jahren zurück. Ihm sei es immer wichtig gewesen, schnell und unkompliziert zu helfen. "Das Dürrejahr 1976 bleibt mir immer in Erinnerung", erzählte er. Hier habe er mit seinen Mitstreitern in aller Kürze vielen betroffenen Familien helfen können.
32 Jahre als Vorsitzender war Josef Schmidt tätig. Bezirksvorsitzender Roider blickte emotional zurück auf das Jahr 2005, als damals der Maschinenring Bayern insolvent gegangen und Schmidt Bezirksvorsitzender war. "Es haben damals Köpfe rollen müssen und ein junger Mann hat deinen Vorsitz damals übernommen", erinnerte sich Roider. "Das war ich und ich weiß, dass es falsch gelaufen ist. Ich bitte heute um Entschuldigung." Letztlich wurden noch 3 von 79 Gründungsmitgliedern stellvertretend geehrt: Alois Müller, Josef Ott und Karl Wührl.
Höcht informierte über eine Spende der Stiftland GmbH: "Wir haben uns entschieden, 100 Euro pro Jahr seit Bestehen des Maschinenrings für Frieden und Freiheit zu spenden." 5000 Euro habe sie bereits auf das Ukraine-Hilfskonto des Landkreises Tirschenreuth überwiesen.
"Wenn der Krieg bis Weihnachten geht, werden wir in Afrika eine Hungersnot erleben, wie wir sie noch nie erlebt haben."
"Das Dürrejahr 1976 bleibt mir immer in Erinnerung."
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