Die Gesellschaft für Aerosolforschung in Köln stellt klar: "Hochwertigere Atemschutzmasken der Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind sowohl für den Selbst- als auch den Fremdschutz effizient, sofern sie kein Ausatemventil haben." Einfache Mund-Nasen-Bedeckungen hielten kleinere Partikel nicht so gut ab.
So weit, so bekannt also: Stoffmasken filtern einen Teil der Partikel und Viren aus der Luft. Dadurch sinkt deren Konzentration und damit das Infektionsrisiko. Ausgeatmete Aerosolpartikel sind durch anhaftende Feuchtigkeit relativ groß, weshalb sie auch der Selfmade-Schutz recht gut zurückhält. Allerdings schrumpfen die Partikel in der Raumluft und können beim Einatmen durch den Stoff eindringen. Anders die FFP2-Masken: Sie sind dichter und filtern so auch die kleineren Partikel.
Risiko durch kleinste Lücken
Das gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass sie korrekt und sehr dicht am Gesicht angelegt werden. Denn während man bei einer Stoffmaske zumindest zum Teil hindurchatmet, strömt bei der FFP2-Maske Luft - und damit auch möglicherweise Viren - durch kleinste Lücken zwischen Gesicht und Maske ungefiltert hindurch.
"Es gibt schon ein paar Sachen zu beachten", rät deshalb der Tirschenreuther Pharmazierat Christian Züllich (siehe Anleitung im Bild): "Sie sollten die FFP2-Masken am besten nur an den Gummibändern anfassen." Vor dem Anlegen und beim Abnehmen sollte man sich die Hände waschen, um die Maske nicht zu kontaminieren: "Verschmutzungen jeglicher Art können sonst eingeatmet werden." Anschließend die Bänder hinters Ohr ziehen, der Nasenbügel muss nach oben zeigen, und in die richtige Position drücken.
Achtung, Bartträger!
Die Empfehlung, kleinste Luftschleusen zu vermeiden, trifft besonders Bartträger. "Sie ist bei Männern nur mit glattrasierter Haut zu tragen", empfiehlt etwa Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Schon beginnender Bartwuchs könne einen Abstand zwischen Haut und Maske verursachen, durch den Luft ungefiltert ein- und ausströme. "Es kommt halt auf den Bart an", sieht Züllich beim Rauschebart schon ein erhebliches Risiko. Als Kompromiss empfiehlt er Männern mit überschaubarer Bartlänge: "Testen Sie mehrere Größen und Passformen und achten Sie besonders gut darauf, dass sie eng anliegt."
Nicht waschbare Einmalprodukte
FFP2-Masken sind Einwegprodukte, ausgelegt als Arbeitsschutz für eine Acht-Stunden-Schicht. "Für den privaten Bereich im Alltag kann die Maske auch öfter benutzt werden, etwa für den Einkauf oder die Fahrt zur Arbeit mit dem öffentlichen Nahverkehr", teilt der TÜV-Verband (VdTÜV) mit. "Das ist ein Kompromiss zwischen Infektionsschutz, Hygiene und Wirtschaftlichkeit", sagt Züllich. "Die Staatsregierung geht bei der kostenlosen Abgabe der Masken für Senioren stillschweigend davon aus, dass etwa eine pro Woche verwendet wird." Sobald sie durchfeuchtet sind, solle man sie im geschlossenen Müllbeutel im Restmüll entsorgen.
Im Gegensatz zu textilen Geweben, in denen sich allerdings auch vermehrt Bakterien festsetzen, sind Einmalmasken nicht zum Waschen geeignet: "Es kursieren zwar viele Gerüchte, wie man sie aufbereiten kann", sagt Züllich, "aber ich rate da eher ab." Im Übrigen sei das Gewebe einer solchen Maske so gestaltet, dass sich wenige Keime darauf halten könnten.
Antiviral aber noch kein FFP2-Standard
Gefragt wird häufig, inwieweit sogenannte antibakterielle Masken dem FFP2-Standard entsprechen. "Das muss man sich im Einzelfall anschauen", sagt der Tirschenreuther Apotheker. "Im Zweifel ist der Träger in der Beweispflicht." Wenn es sich offensichtlich nicht um FFP2-Masken handle, müsse man mit Kontrollen rechnen.
Antivirale Masken der Marke "Livingguard" etwa böten zwar guten Schutz. Nach Angabe des Herstellers aber ist die "offizielle Zulassung auf FFP2-Standard derzeit in Bearbeitung" und werde noch im Quartal I/2021 erwartet. Unabhängige Experten raten dazu, weitere Studien abzuwarten: Die speziell beschichteten Masken können - wenn sich die Ergebnisse von Forschern aus Toronto und Berlin bestätigen - das Risiko einer Übertragung zwar verringern, allerdings nicht komplett ausschließen.
FFP2-Masken statt Lockdown
Prof. Christian Kähler, Leiter des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München, sieht in der flächendeckenden Anwendung von FFP2-Masken sogar die langfristig beste Lösung der Pandemieproblematik: "Technologien wie FFP2/FFP3 Masken, mobile Luftreiniger und transparente Schutzwände sollten vermehrt zum Schutz der Menschen genutzt würden, statt nur auf langfristig problematische und gesellschaftlich stark belastende Methoden wie Kontaktbeschränkungen, Lockdown oder 15-Kilometer-Regel zu setzen."
Das wäre seiner Ansicht nach nicht nur günstiger, sondern auch besser für Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie. "Es ist daher gut, dass Bayern jetzt diesen Schritt geht, denn die Pandemie ist noch lange nicht vorbei und die nächste kommt bestimmt."
Vor- und Nachteile der FFP2-Masken
- Es bedarf bei einer FFP2-Maske großer Expertise: «Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske.» Auch der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, betont, dass eine nicht sauber abschließende FFP-Maske nicht wirksamer sei als eine einfache Maske.
- Auch perfekt getragene FFP2-Masken böten zudem keinen hundertprozentigen Schutz, so Asbach. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern – damit gingen immer noch 6 Prozent durch.
- Wenig Unterschied macht es demnach, ob die Masken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. «Das ist ein ähnlicher Standard.»
- «Mangelhafte oder gefälschte Masken sind rein optisch nicht leicht zu erkennen», erklärt André Siegl, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband (VdTÜV), dazu. «In den vergangenen Monaten kamen wiederholt fehlerhafte FFP2-Masken mit gefälschten Kennzeichnungen in Umlauf.»
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