Tirschenreuth
13.12.2018 - 13:22 Uhr

Die Sprache? "Am Anfang war es hier schon schwer"

Jakob Schröder stammt aus Kasachstan. Seit 1988 wohnt er in Tirschenreuth. In unserer Rubrik "Zugroast" erzählt er von anfänglichen Sprachschwierigkeiten und vorgespielter Freundlichkeit

Jakob Schröder stammt aus Kasachstan. Nach Stationen in Nordrhein-Westfalen und am Bodensee kam er 1988 nach Tirschenreuth. Bild: jut
Jakob Schröder stammt aus Kasachstan. Nach Stationen in Nordrhein-Westfalen und am Bodensee kam er 1988 nach Tirschenreuth.

(jut) Lastwagensitze und Fahrräder, Porzellan und Straßenwalzen, Chips und Zoigl. Es gibt fast nichts, was von den Unternehmen in der Oberpfalz nicht hergestellt wird. Das lockt an. Menschen aus der ganzen Welt ziehen in die Oberpfalz - und finden eine neue Heimat. Hier erzählen Sie davon. Heute mit Jakob Schröder (63). Er stammt aus Kasachstan, lebte dann in Nordrhein-Westfalen und am Bodensee. Seit 1988 wohnt er in Tirschenreuth, wo er fast 30 Jahre lang an der Kreismusikschule tätig war. Erst als Stellvertretender Leiter, dann als Chef.

ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?

Jakob Schröder: Eine schwierige Frage. Ja, ein bisschen, aber mit Herz und enorm hilfsbereit. Als ich hergekommen bin, habe ich einen Handwerker angerufen. Erst kam nichts, dann antwortete er nach dem Motto ‚Was willst du?‘. Dann kam Stille, dann sagte er: ‚Naja mach’ ma scho.“ Das ist besser als vorgespielte Freundlichkeit.

ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?

Mit gar keinen. Ich habe nicht viel von der Oberpfalz gewusst, nicht viel erwartet. Ich habe gewusst, dass das Klima rau wird. Aber das hat mich nicht gestört, in Nordkasachstan war ich anderes gewohnt. Es ist schön hier, ich fühle mich hier wohl. Es war kein Problem, einen Zugang zu den Menschen hier zu finden – obwohl ich auch nach 30 Jahren noch ein Zugereister bin.

ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?

Nein, ich fahre auch nicht mehr heim. Auch nach Nordrhein-Westfalen, wo ich lange gelebt habe, möchte ich nicht mehr hin.

ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?

Ich empfehle jeden, her zu kommen. Wenn Verwandte zu Besuch kommen, zeige ich ihnen Tirschenreuth, klar. Das Landesgartenschaugelände, der Marktplatz, das alles ist fantastisch gelungen. Nach Waldsassen ins Kloster fahren wir immer. Und wenn es der Weg erlaubt nach Wondreb zur Kapelle mit den Totenbildern, in den Steinwald oder nach Perschen. Der historisch Park in Bärnau kommt auch immer gut an. Meine Schwägerin habe ich einmal fast nicht mehr rausholen können.

ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihm nach Feierabend ein Bier trinken?

Am Anfang war es schon schwer. Ich erinnere mich an eine Schülerin aus Plößberg, die nur Oberpfälzisch redete. Da hatte ich Probleme, das werde ich nie vergessen. Mittlerweile habe ich keine Probleme, nur bei manchen speziellen Wörter. Da muss ich etwas überlegen. Ich selber rede Hochdeutsch, weil es gekünstelt klingt, wenn ich Oberpfälzisch rede.

ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzer?

Ja.

 
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