Noch ist der Name des vom Freistaat mit 650 000 Euro geförderten Projekts unhandlich: "Prospektiven Covid-19-Kohorte Tirschenreuth" oder "TiKoCo19". In etwa einem Jahr könnten die Ergebnisse als Tirschenreuth-Studie globale Aufmerksamkeit erregen - ohne wie in Heinsberg Kritiker auf den Plan zu rufen.
Doppelcheck der Ergebnisse
"Die Resultate werden von den Unikliniken Regensburg und Erlangen jeweils gegengecheckt", sagt Professor Dr. Ralf Wagner. Der Leiter des Instituts für klinische Mikrobiologie des Uniklinikums Regensburg garantiert zusammen mit Professor Dr. Klaus Überla vom Virologischen Institut der Uniklinik Erlangen wissenschaftliche Gründlichkeit.
Dass die nördliche Oberpfalz nach München Standort für eine zweite Studie dieser Art wird, hat zweierlei Gründe. Zum einen weist der Landkreis Tirschenreuth mit 1544 Fällen pro 100 000 Einwohnern (Stand 7. Mai) deutschlandweit die höchste Prävalenz gemeldeter SARS-CoV-2-Fälle auf. Zum anderen betont Wissenschaftsminister Bernd Sibler, habe die örtliche Politik darauf gedrängt, dass die Region mit ihren spezifischen Erfahrungen einen Beitrag zur Erforschung der Verbreitung des Virus leiste.
Landrat Roland Grillmeier, der noch als Bürgermeister die erste deutsche Ausgangssperre in Mitterteich mitorganisierte, ist froh, wenn er künftig mehr über die Studie als über das Bierfest am 7. März erzählen darf, das Medien bundesweit für die überdurchschnittliche Ausbreitung brandmarkten - zu Unrecht, wie der CSU-Politiker findet: "Das Robert-Koch-Institut hat mir bestätigt, dass sich eine derartige Verbreitung mit einem Fest allein nicht erklären lässt." Eine parallele Studie des RKI soll nun klären, welche Faktoren dazu geführt hätten.
Blick nach vorne
"TiKoCo19" aber sehe nicht in die Vergangenheit, betont Professor Wagner: "Wir gucken nach vorne, wir erwarten uns wichtige Hinweise auf die aktuelle Immunitätslage, Rückschlüsse auf die weitere Ausbreitung des Virus und notwendige Hinweise auf die Qualität und Langlebigkeit einer Virus-induzierten Immunantwort." Die 4500 Kandidaten für die Blutproben würden nach dem Zufallsprinzip ausgesucht: "Wir hätten gerne auch Kinder ab 6 Jahren dabei, um die Folgen der Schulöffnung untersuchen zu können", sagt Wagner. Das müsse allerdings noch vom Ethikrat genehmigt werden. Nach einem ersten Test, der möglichst noch im Mai stattfinden soll, folgten nach jeweils vier bis sechs Monaten eine zweite und dritte Blutentnahme.
Die Forscher erhoffen sich zudem eine Verbesserung von Antikörpertests. Die Blutproben sollen von Mitarbeitern des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) genommen werden. Sie werden unterstützt von Medizinstudenten aus Regensburg und Erlangen.
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