Jakob Schröder, der pensionierte Kreismusikschulleiter, hat die von ihm initiierte neue Kulturreihe "Kunst um 3" im Museums-Quartier mit einem "Klavier-Salon" eröffnet und den Qualitätsmaßstab für die Nachfolger ziemlich hoch gelegt. Mustergültig setzt er das Vorhaben mit der bildungspädagogischen Absicht um, Musikwerke vom Rande, die weniger Beachtung als der Mainstream erhalten, dem Publikum nahezubringen. Natürlich soll auch der vorhandene und wohlklingende "Grotrian-Flügel bespielt werden, um nicht verstauben, stapelt er tief. Zu einer kompakten Stunde zwischen Sonntagsspaziergang und Kaffeetrinken wurde eingeladen.
Schröder wählte als Thema "Variationen" von Vertretern der Wiener Schule der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, was ein virtuoses, vielseitiges und abwechslungsreiches Programm versprach. Er spielte nicht das bekanntere "Kaiser-Quartett" von Haydn, bei dem das Thema durch alle Stimmen wandert, oder Mozarts "Figuralvariation in A-Dur", sondern Stücke der abgewandelten Melodienbildung, die nicht nur ein Thema auf verschiedene Arten variieren, sondern für sich ein eigenes Stilprinzip bilden.
Expressive "Chacone"
Auftakt war die expressive "Chaconne con Variazioni" von Georg Friedrich Händel, die sprudelnd und energiegeladen mit Trillern, schnellen Läufen und Oktavsprüngen den Raum erfüllte. Das Thema bleibt vorwiegend im Bass, während die Begleitfiguren ständig wechseln.
Vom berühmtesten Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel präsentierte der Meisterkursschüler von Professor Kämmerling Variationen auf die "Folie d'Espagne". Diese zwölf vielfältig variierten Miniaturstücke aus jeweils 16 Takten gestaltete er bravourös abwechselnd in der rechten und linken Hand mal getragen verziert, mal kräftig, gelegentlich nachdenklich, auf jeden Fall variantenreich. Somit erreichte der Klang die Zuhörerinnen und Zuhörer emotional, zumal die Akustik im Alois-Hörmann-Saal dank der neu gesponserten Vorhänge als angenehm zu empfinden ist.
Trost und Versöhnung
Joseph Haydn verarbeitete Trauer in seinem ausdrucksstarken Alterswerk "Variationen in f-Moll" (sonata - un piccolo divertimento). Einem langsamen Moll-Teil folgt ein tröstlicher und versöhnlicher Dur-Teil, dann drängt erneut der tragische Charakter von f-Moll in den Vordergrund. Dieses wohl interessanteste Werk der Klavierliteratur, wie es Schröder bezeichnete, lebt vor allem von der gefühlsgeladenen Coda mit Akkorden und Läufen. Der Pianist hob das Thema in der linken Hand hervor, ließ Synkopen zum Tragen kommen und beherrschte die flotten Läufe und Triller meisterlich.
Mit dem ersten Takt der nächsten Variationen in D-Dur war sogleich der Mozart-Stil zu erkennen. Um diese neun fröhlichen Variationen über ein Menuett und die Cello-Sonate in D-Dur von Jean-Pierre Duport leichtfüßig klingen zu lassen, ist höchste Fingerfertigkeit gefordert. Es sind vermutlich die vollkommensten Klavier-Variationen, mit denen sich Wolfgang Amadeus Mozart beim französischen Hofcellisten Duport am preußischen Hof ein Engagement erwirken wollte. Jakob Schröder hat sich diese Spannungssteigerung im Programmaufbau gekonnt ausgedacht und spielte den Höhepunkt lebendig, klangvollendet nahezu auswendig.
Das Hörvergnügen und der Erkenntnisgewinn der Musiksprache waren ein imposanter Auftakt für das kulturelle Pilotprojekt mit einem monatlichen Kunstdessert am Sonntagnachmittag im Museums-Quartier in Tirschenreuth, der mit Spannung die weiteren bereits geplanten Veranstaltungen erwarten lässt. Als nächstes gibt es einen "Literatur-Salon" mit Jeff Beer am 28. April um 15 Uhr.













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