Die Suche nach außergewöhnlichen Theaterorten hat in Regensburg inzwischen eine lange Tradition: Im Jahre 2013 war es die Walhalla, 2014 der Steinbruch von Walhalla Kalk und 2015 das alte Jahn-Stadion an der Prüfeninger Straße. Im Sommer 2017 hat man mit dem Regensburger Bayernhafen wieder einen ganz besonderen Spielort gefunden.
Damals kam Wagners Oper "Der fliegende Holländer" in einer halb-szenischen Inszenierung zur Aufführung. Im Jahre 2018 ging das Theater Regensburg in den Stadtpark, um Shakespeares "Komödie der Irrungen" auf die Freiluftbühne zu bringen. Leider hatten die Verantwortlichen bei fast allen Veranstaltungen mit dem Wetter wenig Glück. So störten oft Regen, Hagel und Gewitter das Geschehen.
Zurück am Hafen
In der aktuellen Spielzeit ging das Theater Regensburg wieder zurück zum Bayernhafen, um dort eine halb-szenische Aufführung von Giacomo Puccinis Oper "Tosca" unter der Regie von Maximilian Eisenacher zu präsentieren. Und auch dieses Mal schien es mit dem Wetter nicht gut auszusehen, hatte es doch tagsüber immer wieder geregnet. Aber wenige Minuten vor dem Beginn um 21 Uhr fielen die letzten Tropfen und es blieb während der gesamten Aufführungsdauer von rund zwei Stunden durchwegs trocken.
Aber nicht nur die Witterung ließ die Ausführenden bangen, sondern auch die Tatsache, dass Bariton Adam Kruzel zwei Tage vor der Aufführung erkrankte und durch Oliver Weidinger ersetzt werden musste. Da Weidinger ursprünglich den Mesner verkörpern sollte, wurde kurzfristig in dieser Rolle Seymur Karimov verpflichtet.
Bedenkt man diesen Umstand, dann muss man den Verantwortlichen noch ein größeres Lob aussprechen. Denn dieser Abend war auf höchstem künstlerischen Niveau anzusiedeln. So hatte man mit Sinèad Campbell-Wallace als Floria Tosca, Deniz Yilmaz als Mario Cavaradossi und Oliver Weidinger als Polizeichef Scarpia in den Hauptrollen drei äußerst durchsetzungskräftige Sänger gefunden, die jeder dynamischen Nuance Ausdruck verleihen konnten und bis ins zarteste Pianissimo sauber intonierten.
Gigantisches Projekt
Aber die gesamte Produktion imponierte auf sehr beeindruckende Art. Denn dieses gigantische Projekt, das in seiner halb-szenischen Art fast schon voll-szenisch zu betrachten war, barg eine große Herausforderung für alle Beteiligten. So faszinierte die kreative und innovative Videokunst von Clemens Rudolph und Matthias Beck, welche auf die beiden Flügelgebäude des historischen Stadtlagerhauses projiziert wurde, ebenso, wie das Miteinbinden der dort befindlichen Containerkräne, von welchen einer ein großes leuchtendes Kreuz transportierte, um die spirituelle Atmosphäre des kirchlichen Spielorts zu unterstützen.
Sehr gut gelang es durch die zahlreichen kleinen Lautsprecherboxen den Klang des Orchesters, des Chores und der Vokalsolisten auf die andere Seite des Hafenbeckens in den Publikumsbereich zu übertragen. Ein großes Kompliment gebührt hier den Tontechnikern. Das Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Chin-Chao Lin agierte beeindruckend geschlossen und mit filigranem Gespür für die Details der Partitur. So erlebten rund zweieinhalbtausend Besucher einen grandiosen Freiluft-Opernabend, der im besten Sinne nachhaltig in Erinnerung bleiben dürfte.
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