01.08.2019 - 19:02 Uhr

Ungebremst in die Drei-Klassen-Gesellschaft

Es gibt in Deutschland auch eine soziale Spaltung der Gesellschaft - und die macht selbst vor Kindern nicht halt. Besserung ist nicht in Sicht, meint Frank Werner.

Kommentar von Frank Werner
Vielen Kindern mangelt es schon am Nötigsten. Bild: Christian Hager/dpa
Vielen Kindern mangelt es schon am Nötigsten.

Die erste Ferienwoche im Freistaat geht zu Ende. Viele Familien fliegen mit ihren Kindern in den Urlaub, entspannen sich am Strand. Oder sie fahren mit dem Auto, egal. Andere sitzen daheim und können sich kaum eine Kugel Eis leisten. Es geht diesmal nicht um Klimaschutz, um ein schlechtes Öko-Gewissen. Es geht um die Zwei- oder besser die Drei-Klassen-Gesellschaft in der Bundesrepublik, die sich zunehmend manifestiert.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband legt immer wieder den Finger in die Wunde Kinderarmut, die im reichen Deutschland besonders weh tut. Hört mir auf mit der These, dass uns die Flüchtlinge das Geld wegnehmen. Klingt einfach, macht die Sache aber nicht richtiger.

Um den Eltern wirklich zu helfen, bedarf es eines Bündels sinnvoller Maßnahmen, für die die ganze Gesellschaft Verantwortung zeigen muss. Allen voran diejenigen, deren Geldbeutel immer voller wird. Die Ausgaben für Kinder belasten arme Familien überdurchschnittlich stark, da tut jedes Paar neue Schuhe weh. Damit Eltern künftig ihre Kinder finanziell ausreichend unterstützen können, braucht es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fair entlohnte Arbeit, bezahlbare Mieten und die Eindämmung von Leih- und Zeitarbeit.

So weit die Theorie. In der Praxis macht sich oft Scham breit über die soziale Ausgrenzung, die fehlende Teilnahme am für die meisten normalen Alltagsleben. Das ist schlimm für die Kinder, aber auch unangenehm für Mama und Papa. Viele scheitern schon an der Bürokratie. Allein das Merkblatt für Anträge zum "Starke-Familien-Gesetz", das das Leben erleichtern soll, umfasst 23 Seiten. Was für ein Armutszeugnis.

 
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