Die Perversion der Verpackungsgesellschaft fand vorigen Winter den Weg in die Regale der Supermärkte: Orangen, hyper-kundenfreundlich geschält, dafür hygienisch verpackt in einer Klarsicht-Plastik-Box. Es sind Fehlentwicklungen wie diese, die Deutschland zum Europameister des Verpackungsmülls machen.
Oft zählt die Verpackung mehr als der Inhalt. Hinzu kommen die Amazonisierung des Handels und die To-go-Wegwerf-Mentalität. Geschenkt, dass Deutschland auch Weltmeister bei der Mülltrennnung und beim Recyceln ist. Denn die Verwertung lässt zu wünschen übrig. Echtes Recycling ist oft zu teuer. Deshalb enden viele Wertstoffe immer noch in der thermischen Verwertung, sprich Müllverbrennung.
Mit dem Verbot der Plastiktüten, von Strohhalmen und Rührstäbchen ist es kaum getan. Mit Vorstößen wie diesen macht sich die EU nur unbeliebt. Der Schlachtruf Jute statt Plastik war so verkehrt nicht. An einer Wiederbelebung der Pfand- und Mehrwegsysteme führt kein Weg vorbei. Und das Duale System, also gelbe Tonne oder gelber Sack, muss endlich zu einer effektiven Wertstoffsammlung ausgebaut werden.
Übrigens: Dieses Jahr ist der sogenannte Welterschöpfungstag schon am 1. August. Ab diesem Tag leben die Menschen nicht mehr nachhaltig, sondern nur noch vom Raubbau auf Kosten späterer Generationen. Vor 30 Jahren soll dieser Tag noch auf den 19. Dezember gefallen sein. Man muss solche symbolträchtigen Gedenktage nicht überbewerten. Dennoch ist die Botschaft klar: Wir können so weiter wirtschaften wie bisher, aber besonders schlau ist es nicht. Und moralisch vertretbar schon gar nicht.
26.07.2018 - 18:03 Uhr
Die Verpackungsgesellschaft treibt seltsame Blüten
Kommentar von Albert Franz
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