"Das Kunstwerk bitte nicht berühren", ist ein in Ausstellungen häufig zu lesendes Anliegen. Bei Moni Müller reicht das nicht ganz aus. "Bitte nicht hineinlegen", wäre angemessener angesichts der großen bunten Hängematte, die auch noch einen so verlockenden Titel trägt - "lazy sunny afternoon". Oder die Warnung: "Vorsicht disfunktional!" Denn das vermeintliche Ruhepolster, das sich derzeit fast sechs Meter lang und mehr als zwei Meter breit durch den "Neuen Kunstverein Regensburg" spannt, ist aus Papier. Aus pfiffig recyceltem Papier. Moni Müller nämlich, Künstlerin und Rocksängerin aus Düsseldorf, ärgert sich nicht, wenn Fluten von Werbeprospekten ihren Briefkasten verstopfen. Sie hat die bunten Seiten zu Papierbällen geknüllt und mit Draht und Seil zu besagter Hängematte verknüpft.
Dass man diese nicht benutzen kann, passt ins Konzept der Künstlerin. "Objekte werden bei Moni Müller in disfunktionaler, spielerischer Existenz verändert", beschrieb es Künstlerkollegin Jutta Rohwerder bei der Eröffnung der Ausstellung im "Neuen Kunstverein". "lazy sunny afternoon" - der Titel der Regensburger Schau wurde vom dominantesten Kunstwerk übernommen. "lazy juice" heißt eine andere Serie der Künstlerin, die derzeit in Regensburg zu sehen ist. Moni Müller hat dazu Pflanzen gepresst und ihnen zu neuen Formen verholfen. Blüten wirken hier wie Tänzerinnen oder wie explodierende Farbkleckse.
All der vermeintlichen Lässigkeit dieser Sommerausstellung stellte sich allerdings am Abend der Eröffnung eine Performance entgegen. Bei dieser Aufführung inszenierte sich Moni Müller nicht nur selbst im Stile eines altmeisterlichen barocken Werkes - rund um die Künstlerin drapierte sich ein leuchtend rotes Gewand in schweren Falten. Auch das Verhalten Moni Müllers sah plötzlich nicht mehr entspannt aus. Einen Stapel Notizbücher neben sich, riss die Künstlerin Seiten heraus, stopfte sie in den Mund, würgte sie wieder hervor und nähte sie anschließend in das doppelte Kleid ein. "Ein Wegsperren von Gedanken, Geschehnissen und Plänen, die nie realisiert wurden", kommentierte Jutta Rohwerder das Geschehen. "Ein Distanzieren von Lebensabschnitten."
Irgendwo zwischen Francisco de Goya - er zeigte den seine Kinder fressenden Saturn - und Meret Oppenheim mit ihrer zum Trinken ungeeigneten Felltasse scheint diese Ausstellung angesiedelt zu sein. Beim Betrachten der Werke gilt: nichts anlangen, sich nirgends hineinlegen und - auch wenn die Moni Müller das getan hat - bitte nichts aufessen.
Service
Die Ausstellung „lazy sunny afternoon“ mit Arbeiten von Moni Müller aus Düsseldorf läuft bis zum 11. August im „Neuen Kunstverein Regensburg“, Schwanenplatz 4. Öffnungszeiten sind Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 12 bis 14 Uhr.
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