Vohenstrauß
11.10.2019 - 13:35 Uhr

Cabaret mit dem LTO: Alles, was ein klasse Musical ausmacht

Nach fünf Jahren wagt sich das Landestheater Oberpfalz (LTO) wieder an eine aufwendige Musicalproduktion heran. Ein großes Risiko für ein kleines Theater mit limitierten Ressourcen, betont Regisseur Rickelt. Doch bei "Cabaret" funkt es.

Thomas Basy (Keyboards, von links), Oliver Horeth (Kontrabass), Peter König (Posaune), Markus König (Saxofon/ Holzbläser) und Matthias Baumann (Schlagzeug/ Percussion) geben „Cabaret“ live die nötige Klangfülle. Bild: exb/LTO
Thomas Basy (Keyboards, von links), Oliver Horeth (Kontrabass), Peter König (Posaune), Markus König (Saxofon/ Holzbläser) und Matthias Baumann (Schlagzeug/ Percussion) geben „Cabaret“ live die nötige Klangfülle.

Bei der Stückauswahl hat der künstlerische Leiter Till Rickelt schnell intuitiv das Gefühl, dass die Geschichte aus der Umbruchzeit der 30er Jahre das richtige Stück für den Kulturherbst des LTO ist. Thomas Basy, zuständig für die musikalische Umsetzung, erklärt die Faszination der emotional packenden Songs.

ONETZ: Was reizt Sie an „Cabaret“?

Thomas Basy: Die Musik ist sehr abwechslungsreich und unglaublich gut komponiert. Die Songs sind eingängig, ohne trivial zu sein. Von der gefühlvollen Ballade bis zur flotten Uptempo-Swing-Nummer ist alles drin, was ein Musical braucht. Nicht umsonst wurde es mit Preisen überhäuft. In der Liveband spielt auch ein Holzbläser, der zwischen fünf Instrumenten wechseln wird. Dadurch lässt sich trotz kleiner Besetzung ein sehr vielseitiger Sound erzeugen.

ONETZ: Haben Sie ein Lieblingslied?

Es ist schwierig, das eine Lieblingslied zu nennen, weil mir viele sehr gut gefallen. Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wohl "Mama darf nichts wissen", weil darin vom Rubato-Klavierintro bis hin zu Tempowechseln alles vorkommt, was für mich einen guten Musicalsong ausmacht. Die Nummer wird für das Publikum ein Highlight, weil es eine super Choreographie der Kit-Kats mit Hauptfigur Sally Bowles gibt.

Mit mitreißenden Tanznummern warten die Kit-Kat-Girls (mit Conférencieuse Linde Hammer, Mitte) auf. Bild: GILDO CASSIMO / PHOTOSPOKUS
Mit mitreißenden Tanznummern warten die Kit-Kat-Girls (mit Conférencieuse Linde Hammer, Mitte) auf.

ONETZ: Welchen Herausforderungen stellte die musikalischen Bearbeitung?

Einerseits die der reduzierten Bandbesetzung, für die ich die übliche 12- bis 18-Mann-Orchesterbesetzung auf 5 Musiker umarrangieren muss. Und dann ist jeder Darsteller, jeder Stimmumfang anders. Einige Tonarten musste ich anpassen.

ONETZ: Wie nähert man sich der Musik an und setzt eigene Ideen um?

Hören, hören, hören. Ich kannte die Musik durch die Verfilmung schon einige Jahre, aber in den letzten Monaten habe ich mich durch fünf verschiedene Casts gehört. Jedes große Theater interpretiert die Musik etwas anders. Das variiert oft im Tempo, aber auch in den Songformen und der Ausgestaltung. So habe ich meine bevorzugten Versionen in unsere Arrangements eingearbeitet. Einige Stellen werden wir aber ganz neu, ganz auf unsere eigene Art machen.

Linde Hammer als Conférencieuse. Bild: GILDO CASSIMO / PHOTOSPOKUS
Linde Hammer als Conférencieuse.

ONETZ: Gab es in den Proben einen besonderen Moment?

Für mich gab es eine große Überraschung beim Casting. Als unsere Conférencieuse Linde Hammer, die eigentlich als Kit-Kat-Girl vorgesungen hat, ihre ersten Töne gesungen hat. Ich kenne sie schon einige Jahre, aber dass sie eine solche Stimme und Ausdruck hat, hätte ich nicht geahnt. Das war wirklich Gänsehaut pur.

„Nazi-Lied“ mit Ironie:

Ein Fun-fact zu „Der morgige Tag ist mein“ („Tomorrow Belongs to Me“): Oftmals fälschlich für eine echte Nazi-Hymne gehalten, wurde der Musicalsong gerne von antisemitischen Bands wie Skrewdriver, Prussian Blue oder dem Amberger „Liedermacher Michael“ verwendet. Dass der Song von zwei Juden geschrieben wurde, beide dazu bekennende Homosexuelle, schien das radikale Klientel nicht zu stören. (tos)

Termine "Cabaret"::

18. (Premiere), 19., 20. 24., 25.,26. und 27. Oktober sowie 8. und 9. November um 20 Uhr in der Stadthalle. Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter 0961/85-550, 09621/306-230, 09661/8729-0 sowie www.nt-ticket.de

 
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