Gerhard Götz kam im Januar 1972 zum Bundesgrenzschutz nach Schwandorf. Eigentlich wollte er nur zwei Jahre bleiben und dann zurück nach Albstadt-Tailfingen auf der Schwäbischen Alb. Mittlerweile lebt er seit 47 Jahren in der Oberpfalz – aktuell in Wackersdorf. Bis 1990 arbeitete er beim Bundesgrenzschutz, dann machte er sein Hobby zum Beruf und wurde Fotograf im Medienhaus Der neue Tag. Seit 2016 ist er im Ruhestand und reist viel durch die Welt.
ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?
Gerhard Götz: Einige wenige gibt es schon. Aber grundsätzlich sind Oberpfälzer schon sehr freundliche Menschen.
ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?
Gerhard Götz: Ich bin im Alter von 19 Jahren nach Schwandorf gekommen, weil ich keinen Wehrdienst leisten wollte. Die Alternative waren zwei Jahre beim Bundesgrenzschutz irgendwo in Bayern – in meinem Fall eben Schwandorf. Ich kannte die Oberpfalz nicht und musste erst auf der Karte nachschauen, wo Schwandorf liegt. Vorurteile hatte ich keine. Ich wollte auch nur diese zwei Jahre bleiben und dann wieder zurück in die Schwäbische Alb. Ich kam allerdings von einer reichen Gegend in eine – damals – sehr arme. Das war ernüchternd. Mittlerweile hat sich die Oberpfalz aber gigantisch entwickelt.
ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?
Gerhard Götz: Nein, ich fühle mich in der Oberpfalz sehr zuhause. Ich möchte hier nicht mehr weg. Ich habe hier viele Freunde und Bekannte. Wenn, dann zieht es mich eher ans andere Ende der Welt. Meine Söhne sind mittlerweile weiter von daheim weggezogen als ich damals. Sie wohnen in Neuseeland und Australien. In meiner alten Heimat bin ich noch ungefähr zweimal im Jahr. Als meine Eltern noch lebten, war ich alle sechs bis acht Wochen dort.
ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?
Gerhard Götz: Früher hat wegen der WAA die ganze Welt auf Wackersdorf geschaut. Das war dann auch für unseren Besuch interessant. Heute zeige ich sehr gerne unser Seenland mit dem Steinberger und dem Murner See, aber auch die vielen Radwege und Regensburg. Viele unserer Besucher sind über die Preise in der Oberpfalz verwundert. In Baden-Württemberg sind die höher. Und der Schwabe schaut ein bisschen auf den Geldbeutel.
ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihnen nach Feierabend ein Bier trinken?
Gerhard Götz: Aber bestens. Allerdings passiert es mir in der Oberpfalz oft, dass die Leute sagen "Sie sind aber nicht von hier". Dann muss ich erklären, dass ich seit 40 Jahren in der Oberpfalz lebe. Der Schwäbische Akzent scheint immer noch durchzukommen.
ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzer?
Gerhard Götz: Ja, aus ganzem Herzen. Ich bin ein Oberpfälzer mit Wurzeln in Schwaben.
In der Kolumne „Zugroast“ stellen wir jede Woche Menschen vor, die aus Hamburg, dem Ruhrpott oder Kasachstan in die Oberpfalz gezogen sind – und hier eine neue Heimat gefunden haben.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.