Von Reinhold Tietz Waldsassen.Berühmte Stücke der Musikgeschichte werden mit neuen Klängen ausgestattet, die nachweisen, dass sich in einem geglückten Arrangement musikalische Aussagen nicht verändern. Und dass die veränderte musikalische Ausgestaltung überraschendes neues Tonempfinden hervorruft. In der Reihe der Basilika-Konzerte gestaltet das Blechbläserensemble Harmonic Brass - Hans Zellner (Trompete), Elisabeth Fessler (Trompete), Andreas Binder (Horn), Thomas Lux (Posaune) und Manfred Häberlein (Tuba) - am Sonntag ein "Geistliches Bläserkonzert".
Eine Fanfare spielend treten die fünf Musiker nach vorne und eröffnen die Programmfolge mit dem "Concerto C- Dur" RV 537 von Antonio Vivaldi. Trompeter und Trompeterin widmen sich engagiert den Solostimmen, die anderen drei Blechbläser gestalten aufmerksam die arrangierten Begleitstimmen. In auswendigem Spiel wird das Werk vorgetragen. Aus dem "Stabat mater" von Giovanni Battista Pergolesi erklingt das erste Stück, eigentllch für Sopran, Alt und Streicher, jetzt wieder für zwei Trompeten und Begleiter in hymnischem Vortrag.
Von Johann Sebastian Bach folgt die "Fuge g-moll" BWV 578, ursprünglich für Orgel, aber auch in der Bläserfassung sehr beeindruckend. Vom gleichen Komponisten stammen auch die folgenden Musiknummern. Zuerst aus der Kantate BWV 147 der Choral "Jesus bleibet meine Freude", dessen Neun-Achtel-Takt das freudig tänzerische der Musik eben nicht nur in den Singstimmen, sondern auch im Bläsersatz zum Ausdruck bringt.
Drei Sätze aus der 3. Orchestersuite D-Dur BWV 1068 schließen sich an. Erst die feierliche "Ouvertüre", dann das berühmte "Air", schließlich die finale "Gigue". Auch hier fasziniert das gemeinsame Spiel der Blechblasinstrumente, deren Klang beeindruckend den langsamen wie die schnellen Sätze gestalten. Aus der "Jagdkantate" BWV 208 folgt die Nr. 9, die Aria "Schafe können sicher weiden". Eine große Melodie wird klangvoll und getragen in schönen Tönen vorgestellt. Der nächste Komponist, von dem ein Werk vorgestellt wird, heißt Léon Boellmann, ein Spätromantiker mit sehr kurzem Leben. Er war Organist an der Kirche Saint Vincent de Paul in Paris, schrieb neben Kirchenmusik etliche Orgelwerke, von denen die "Suite Gothique" op 25 das berühmteste ist.
Schon auf dem Originalinstrument klingen die Sätze erhaben und groß, in der geglückten Version für Bläserquintett bleibt das erhalten. So im "Introduction-Choral" und dem "Menuet gothique", im "Prière à Notre-Dame" und in der abschließenden großen "Toccata". Die schnellen Tonfolgen darin werden hochvirtuos dargestellt. Zweifellos ein Höhepunkt des Konzerts!
Es folgt "Crown Imperial" von William Walton, in dem die Trompeten und die Posaune zuerst allein spielen, bis dann Horn und Tuba mitspielen und alle fünf den Schlusschoral gestalten. Dann ertönt "Lascia ch'io pianga", das berühmte Largo aus der Oper "Rinaldo" von Georg Friedrich Händel in feierlich hymnischer Darbietung.
Nach William Walton steht Karl Jenkins, ein weiterer Komponist des 20. Jahrhunderts auf dem Programm. Sein "Palladio" ist sehr berühmt und erklingt im rhythmischen Spiel der fünf voll überzeugend. Das letzte Programmstück ist das "Halleluja" aus dem "Messias", wieder von Georg Friedrich Händel. In der Spielweise der fünf Bläser bieten dieses Stück wie auch die Zugabe einen wunderbaren Ausklang eines gelungenen Konzerts.
Waldsassen
09.07.2018 - 16:33 Uhr
Alte Klänge neu interpretiert
von Reinhold Tietz
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