Waldsassen
16.07.2018 - 17:35 Uhr

Die Leichtigkeit des Singens

Von wegen, nichts los beim Kammermusikkreises am Sonntagnachmittag. Johannes Röttges schleppt um17 Uhr weitere Stühle heran, derart viele Gäste sind gekommen zum Liederabend. Obwohl zeitgleich das WM-Endspiel ist.

Simone Kraus und Katharina Pötzl (v. li.) begeisterten im Duett und beim Solo gleichermaßen. ubb
Simone Kraus und Katharina Pötzl (v. li.) begeisterten im Duett und beim Solo gleichermaßen.

Alle sind überrascht von der großen Resonanz auf den Liederabend am Sonntag mit Sopranistin Simone Kraus, Mezzosopranistin Katharina Pötzl und Silvia Gmeiner am Klavier. Denn der Kammermusikkreis hat tatsächlich zur gleichen Zeit eingeladen wie das WM-Endspiel stattfindet. Da war die Qual der Wahl natürlich schwer. Trotzdem haben sich 120 Zuhörer für den Liederabend entschieden. Und für diese Gäste gibt es nichts zu bereuen, denn die jungen Musikerinnen schenken ihren Gästen dafür Gesangeskunst vom Feinsten. Wer auf den WM-Spielstand trotzdem nicht verzichten wollte, schaute heimlich auf sein Handy. Mit der „Ännchen Arie“ aus dem „Freischütz“ entführen Katharina Pötzl und Simone Kraus lebhaft in die Welt der Klassik. Mozart ist das Schlüsselwort für Sologesang. Aus „Cosi fan tutte“ sowie „Die Hochzeit des Figaros“ lernt das Publikum die schönen Frauenstimmen einzeln kennen. „Liebe, du Himmel auf Erden“ aus Lehars Paganini, beindruckend gesungen von Simone Kraus, bringt den Titel des Liederabends „Frauen, wie sie leben, fühlen und singen“ vielschichtig aufs Tablett. Verstehen, wie Frauen ticken: Da steckt dermaßen viel Gefühlschaos drin von Freundschaft über Liebe bis zu Traurigkeit und Hass. Simone Kraus schafft es mit Lehars Liedgut, in einem einzigen Liedbeitrag die gesamte Palette weiblicher Gefühle darzubieten. Gleichzeitig demonstriert sie dabei die Leichtigkeit des Singens: Was für eine Stimme! Katharina Pötzl dagegen, die keineswegs an Gesangeskunst der Konzertmitstreiterin nachsteht, sucht in „Marys Lied“ aus Offenbachs „Hölle auf Erden“ ihren Traummann noch. Breitschultrig, intelligent, feinsinnig, liebevoll muss er sein, schmachtet Katharina Pötzl anschließend und setzt die Brille auf. Vielleicht sitzt er im Publikum? Das Schmachten und Scherzen beim Singen steht der jungen Frau mit dem schönen Mezzosopran gut ins Gesicht. Äußerst charmant und ebenso professionell besingt sie den Herzschmerz der Welt. Spätestens jetzt sind auch die allerletzten Schmerzen wegen dem versäumten WM-Finale weg. Wie schön klingt „Over the rainbow“ aus „The Wizard of Oz“ aus dem Mund von Katharina Pötzl, die immer ein wenig kokettiert beim Singen, was sich anmutig ausmacht. Überhaupt sind die Sopranistinnen in ihren langen Abendkleidern in Burgunderrot und Lachsrosa auch ein Augenschmaus. Was für ein schöner Nachmittag: Heute wird der zwischenmenschliche Beziehungskiste mit Klassikern wie „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ aus „My fair Lady“ oder „Ich gehöre nur mir“ aus „Elisabeth“ ausgiebig gefrönt. Der Applaus will nicht enden. Katharina Pötzl und Simone Kraus versprechen eine Zugabe, müssen eine weitere drauflegen. In der zweiten Zugabe bekommt das Publikum einen kleinen Vorgeschmack auf das Musiktheater 2019, wo die Musikerinnen in den Hauptrollen der Operette „Boccaccio“ ab März 2019 mitwirken.

Begleitet von Silvia Gmeiner (im Bild li. mit Gesangslehrerin Carol Bischoff) sangen Simone Kraus und Katharina Pötzl (v. re.) über Frauen und deren Gefühlschaos bei Liebe, Freundschaft und Familie. ubb
Begleitet von Silvia Gmeiner (im Bild li. mit Gesangslehrerin Carol Bischoff) sangen Simone Kraus und Katharina Pötzl (v. re.) über Frauen und deren Gefühlschaos bei Liebe, Freundschaft und Familie.
Immer zum Scherzen aufgelegt spielten sich die Mezzosopranistin Katharina Pötzl (re.) und die Sporanistin Simone Kraus die musikalischen "Bälle" geradezu spielerisch zu. ubb
Immer zum Scherzen aufgelegt spielten sich die Mezzosopranistin Katharina Pötzl (re.) und die Sporanistin Simone Kraus die musikalischen "Bälle" geradezu spielerisch zu.
 
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