Die Zeit in Houston/Texas hat ihn geprägt. Seine Songs, seinen Stil, seine Art, Geschichten zu erzählen mit seinen Liedern. Markus Rill, geboren in Frankfurt/Main und inzwischen in Würzburg lebend, hat dort vor etwa 30 Jahren studiert, wie man echte amerikanische Country-Musik komponiert und textet. Nicht Mainstream-Countrymusik, sondern echte, authentische Americana.
Mitgebracht hat er am Samstag ins Kunsthaus einen Mann, den er zwar schon lange im E-Mail-Kontakt, aber erst seit einem Tag persönlich kennt. Mr. Jones aus Pfarrkirchen, wie Rill ausgestattet nur mit Gitarre, Stimme und Blues Harp. Beider Musik ist sehr ähnlich, sie ergänzen einander. Lebensgeschichten, Momentaufnahmen, Country, Folk. Mr. Jones soll als "Vorband" fungieren, wenn dieser Ausdruck auch für einen Solokünstler nicht ganz passt. Eher "Support Act"? Schließlich wird daraus ein wechselnder Soloauftritt, der in einem fast freundschaftlichen Duett endet.
Mit "Colorado" erzählt Mr. Jones die Lebensgeschichte eines Mannes, der ein Leben lang davon träumt, eines Tages dem kalten Wind nach Colorado zu folgen. Aber Familie und andere Gründe hindern ihn daran. Der "Autumn Wind" spielt eine große Rolle in seinem eigenen Leben. Es ist nach seinen Worten "das einzige autobiographische Liebeslied" für seine Frau. Seine "Alley of Dreams" entstand, als er eine Allee mit riesigen Leinwänden fand, auf welche Kinder bunte, fröhliche, positive Bilder gemalt hatten. Immer mit Sonne, blauem Himmel und glücklichen Menschen. Doch als echter Liedermacher stellte er die Szenen in Zweifel, erinnerte an das Leid, das zeitgleich stattfand.
"Saddle up and ride" fordert Markus Rill auf, durchzustarten und weiterzumachen, egal was passiert. Oder singt von Roy Thornton, der mit Bonnie Parker eine Affäre hatte, als ihr Partner Clyde im Gefängnis war. Dazwischen schwärmt er von der Aufnahme einer Platte in Nashville, von tollen Menschen, die er traf. Oder gibt zu, dass meist die Männer schuld sind an einer zerbrochenen Beziehung. "Broken Man'" aus seiner CD "Songland" beschreibt dieses Leiden nach so einer Trennung.
Leicht spöttisch erzählt der vielfach ausgezeichnete Rill von den Umständen seines "Deutschen Countrymusikpreises 2016", dann singt er wieder bedrückend und nachdenklich vom "Swampland of the Mind" und reißt gleich darauf das Publikum aus der Düsternis in ein gemeinsames "Ohohoho, dream anyway".
Das ist das Besondere an diesem Musiker: das Authentische, Persönliche. Das Auf und Ab im Leben. Damit kann sich das Publikum identifizieren, kann mitfühlen. Es ist auch dieser oft melancholische Unterton in seinen Eigenkompositionen, vorgetragen mit seiner angerauten Stimme. "The Things that count" sind ihm wichtig, ebenso wie "A Love so strong".
Nicht alles sind selbst komponierte Songs, es gibt auch Coverversionen. Sowohl bei Markus Rill als auch bei Mr. Jones. "Cant help falling in Love" von Elvis Presley ist so ein Song, bei dem es in Rills Version im Publikum ganz leise wird. Dass die Musik der beiden Liedermacher aus dem Herzen kommt, fühlte das Publikum und spendete entsprechend tosenden Applaus. Diese dankten mit mehreren Zugaben - ein Song davon als Duo, ohne ihn vorher geprobt zu haben.
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