Waldsassen
05.07.2022 - 11:22 Uhr

Waldsassen und Marcoussis feiern ihre Goldene Hochzeit und Chodov gratuliert

Heiter und fröhlich gefeiert wurde der "Tag der Städtepartnerschaften": Im "Diepoldeum", der Aula der Markgraf-Diepold-Grundschule, ging's um die Freundschaft in Europa und deren Bedeutung für den Frieden. Zwischendurch wurde es emotional.

Delegationen der Partnerstädte Marcoussis in Frankreich und Chodov in der Tschechischen Republik waren zur Europawoche nach Waldsassen gekommen. Der größte Teil der 46 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus Marcoussis war im Gästehaus St. Joseph einquartiert, einige in der Pension Röckl sowie privat bei Waldsassenern, denen sie Jahrzehnte freundschaftlich verbunden sind. Aus Chodau waren rund 30 Leute dabei.

Großer Programmpunkt am Samstagnachmittag war eine Feierstunde: Dabei wurde vor allem die 1970 besiegelte Städtepartnerschaft mit Marcoussis gewürdigt und – mit zweijähriger Verspätung wegen Corona – das 50-jährige Bestehen gefeiert. 2015 ging Waldsassen die Städtepartnerschaft mit Chodov ein, womit das fünfjährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert werden durfte – ebenfalls mit zwei Jahren Verzögerung.

Als Gastgeschenke überreichte Bernd Sommer an Bürgermeister Olivier Thomas und Patrik Pizinger besondere Geschenke aus mundgeblasenem farbigem Lamberts-Glas – Teller mit Gravur, die an das Jubiläum erinnern. Die Marcoussiser hatten eine Arbeit des in der Partnerstadt lebenden Künstlers François Torres ("Toto") mitgebracht – den lebensgroßen laufenden Rugby-Spieler. Er ist eine Nachbildung der Skulptur, die in überdimensionaler Größe auf dem Kreisverkehr in der Partnerstadt am Ortseingang aus Richtung Montlhéry steht. In Waldsassen wird die Statue, die als Symbol für die Freiheit in Europa gilt, künftig im Rathaus-Foyer platziert sein.

Partnerschaftsversprechen

Vertreter der Jugendstadträte, der Partnerschaftsvereine und die beiden Bürgermeister von Marcoussis und Waldsassen erneuerten während der Feierstunde das Partnerschaftsversprechen und unterzeichneten eine entsprechende Urkunde. Die stellvertretende Vorsitzende des Jugendstadtrats Waldsassen, Leonie Lang, verlas die Formel.

Der Nachmittag war bewusst locker gehalten worden - mit flotter Musik von den "Birner Buddyboys" und einem Büfett. Als Helfer bei der Bewirtung der Gäste mit Getränken und am Empfang fungierten neben Mitarbeitern der Stadtverwaltung auch der Jugendstadtrat. Die Mädchen und Jungs um Christian Urbanek hatten sich auch bei Veranstaltungen zur Europawoche im Kunsthaus bei der Bewirtung nützlich gemacht.

"Der Schwerpunkt soll beim Feiern liegen", erklärte Bürgermeister Bernd Sommer. Er trug seine Rede vor, zusätzlich lag sie in deutscher, französischer und tschechischer Sprache aus. Sommer würdigte den Weitblick der Begründer der Städtepartnerschaft und nannte die damaligen Bürgermeister Franz Fischer und Jean Duboscq. In der Folge hätten dann die Vertreter der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) und des Partnerschaftsvereins Amfai in Marcoussis die Freundschaft mit Leben erfüllt.

Die Partnerschaft mit Chodov bezeichnete Sommer als "deutliches Signal für die gemeinsame Gestaltung des Zusammenlebens hier in der Region, inmitten in Europa". Dabei dankte Sommer ausdrücklich dem Bürgermeister Patrik Pizinger und Miloš Bělohlávek für ihre Arbeit. Man dürfe aber nicht nachlassen, an den guten Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland und zur Tschechischen Republik zu arbeiten, mahnte Sommer. Deshalb müssten vor allem an der Basis die Beziehungen weiter gefestigt werden. "Es ist notwendig, dass die Menschen miteinander sprechen."

Glückliche Momente

"Waldsassen hat uns gefehlt", gestand Bürgermeister Olivier Thomas im Hinblick auf die zweijährige Verzögerung der "Goldenen Hochzeit". Als Übersetzer fungierte Karl-Heinrich Voh - er bildet zusammen mit Edeltraud Fischer sowie Anita Hammerer und Arabella Hammerer die DFG-Führungsspitze. Auch Olivier Thomas unterstrich die Pionierarbeit zur Begründung der Partnerschaft im Jahre 1970 – und damit nur 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Thomas würdigte die vielen Begegnungen, die über eine normale Partnerschaft hinausgingen. Frankreich und Deutschland seien Motor in der EU und garantierten Stabilität. Der Bürgermeister beschwor aber auch, im Kapitel der Freundschaft "neue Seiten" aufzuschlagen und die Städtepartnerschaft neu zu beleben. Zu Freunden komme er seit nunmehr 40 Jahren, sorgte Thomas für einen emotionellen Augenblick: Die Fahrt nach Waldsassen sei stets mit guten Erinnerungen an glückliche Momente verbunden und erinnere immer auch an die eigene Jugend.

Patrik Pizinger verwies auf die aktuelle Situation: Europa habe sich entwickelt in den vergangenen Jahrzehnten, doch der Frieden sei zerbrechlich und unsicher. "Wir haben hier tolle Freunde gefunden", so Pizinger und unterstrich die großartige Zusammenarbeit und die Unterstützung in den vergangenen Jahren bei gemeinsamen Projekten, nannte namentlich den verstorbenen Stadtheimatpfleger Robert Treml und das Team der Tourist-Info im Rathaus. "Ihr alle seid immer bereit zu helfen."

Pizinger schloss auch die Bewohner der ehemaligen Stadt Chodau mit Heimatausschuss-Vorsitzendem Josef Moder mit ein. Für sie hatte Waldsassen vor über 60 Jahren die Patenschaft übernommen. "Wir stehen hier als Freunde – gemeinsam für eine bessere Zukunft im vereinten Europa", so Pizinger. Die Europäische Union sei gewiss nicht ohne Fehler. "Aber sie ist der Weg des Friedens."

 
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