Im Ernst? Zumindest hoffen darauf viele der Online-Abstimmer, die vergangenes Jahr für deren Abschaffung gestimmt hatten.
Gut, dass ein Großteil der Voten aus Deutschland kam, trübt die Aussagekraft der Abstimmung, die Jean-Claude Juncker zum Anlass nahm, die EU basisdemokratisch umzukrempeln. 4,6 Millionen Teilnehmer von 512 Millionen Bürgern, davon 3 Millionen Landsleute - so richtig repräsentativ ist das nicht.
Dennoch, auch ein Stimmungstest kann ein legitimer Impuls für mehr Bürgernähe sein: Insofern ist die Zustimmung des EU-Parlaments nachvollziehbar. Jetzt warten allerdings alle noch auf den Beschluss des Europäischen Rates. Die nationalen Minister freilich halten sich bedeckt. Kein Wunder: Außer Deutschland haben nur die skandinavischen Länder starkes Interesse an mehr Sonnenstunden.
In Spanien hält sich die Begeisterung verständlicherweise in engen Grenzen: In La Coruña ginge im Winter dann erst kurz vor 10 Uhr die Sonne auf - wie auch im französischen Le Havre. Der Süden und Westen sieht nur Nachteile, Mitteleuropa nimmt's leidenschaftslos: Kein Wunder, dass in Brüssel keiner so recht aufs Gaspedal drücken mag.
Für uns Wechselzeit-Muffel zwar bedauerlich, aber seien wir ehrlich: Eine Lösung für Nordsyrien, europäische Rezepte gegen den US-Protektionismus, Einigkeit im Umgang mit den weltweiten Despoten und wirtschaftspolitische Antworten auf den wachsenden Einfluss Chinas wären noch drängender als eine Stunde mehr oder weniger Schlaf im Jahr.
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