Weiden in der Oberpfalz
04.11.2019 - 17:45 Uhr

Besondere Liebe auf der Bühne

Künstler hautnah auf der Bühne erleben? So nah, dass man sie fast anfassen kann? Das gibt es! Und zwar bei einem besonderen Erzähl-Konzert hinter der Bühne in der Max-Reger-Halle.

1933 erhielt der russische, im Pariser Exil lebende Schriftsteller Iwan Bunin den Nobelpreis für Literatur. Als Sohn eines Gutsbesitzers in der Provinz schrieb er Dorfgeschichten, die nach seiner der russischen Revolution geschuldeten Emigration an Schärfe und Abgründigkeit zunahmen. Sie sprechen von Chaos, Melancholie und Wahnsinn. Der Schauspieler Dominique Horwitz (Mitte) liest in dem besonderen Erzähl-Konzert „Liebe und andere Unglücksfälle“ daraus einige Geschichten. Begleitet wird er vom hochvirtuosen Jourist-Quartett mit Musik von Efim Jourist, Alexander Varlamov, Stanley Myers und Johannes Brahms. Bild: Fritz Meffert
1933 erhielt der russische, im Pariser Exil lebende Schriftsteller Iwan Bunin den Nobelpreis für Literatur. Als Sohn eines Gutsbesitzers in der Provinz schrieb er Dorfgeschichten, die nach seiner der russischen Revolution geschuldeten Emigration an Schärfe und Abgründigkeit zunahmen. Sie sprechen von Chaos, Melancholie und Wahnsinn. Der Schauspieler Dominique Horwitz (Mitte) liest in dem besonderen Erzähl-Konzert „Liebe und andere Unglücksfälle“ daraus einige Geschichten. Begleitet wird er vom hochvirtuosen Jourist-Quartett mit Musik von Efim Jourist, Alexander Varlamov, Stanley Myers und Johannes Brahms.

Kultur über Grenzen hinweg kann möglich sein. Diesmal in Form einer Zusammenarbeit der Kulturbühne Weiden mit dem Förderkreis für Kammermusik. Die Verantwortlichen laden am Freitag, 8. November (20 Uhr), in die Max-Reger-Halle ein. Der Schauspieler Dominique Horwitz präsentiert mit den Jourist-Quartett das Projekt "Liebe und andere Unglücksfälle". Das besondere daran: Das Konzert findet diesmal erstmalig hinter der Bühne statt: Man sitzt auf einer Sonderfläche ganz nah an den Künstlern. Und es gibt nur 200 Sitzplätze. Ein Ereignis, das man sich also nicht entgehen lassen sollte. Die Kulturredaktion hat sich im Vorfeld mit dem Schauspieler Dominique Horwitz unterhalten.

ONETZ: Nach Ihrem begeisternden Vortrag von Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ mit dem Arte-Ensemble im April 2018 haben Sie dem Förderkreis das Projekt „Liebe und andere Unglücksfälle“ mit Geschichten von Iwan Bunin und russischen Tangos so nachhaltig ans Herz gelegt. Was fasziniert Sie so an Iwan Bunin?

Dominique Horwitz:: Seine Erzählungen über die Liebe sind thematisch und stilistisch sehr unterschiedlich. Zwei der Texte spielen in der Zarenzeit, die längste Erzählung in Algerien, damals noch zu Frankreich gehörend. Sie sind so intensiv, wie die Liebe selbst. Menschen begegnen einander und nichts bleibt mehr, wie es war. Und dennoch haben die Leidenschaften, um die es hier geht, keine Zukunft. Jeder Neubeginn wird aus dem Sterben des Veralteten geboren und trägt zugleich in sich, wie jede Geburt, das bevorstehende Ende. Wie sie sehen, Leben und Drama pur.

ONETZ: Was erwartet uns da? Erotik? Krimi? Witziges? Tragisches?

Dominique Horwitz:: Natürlich etwas von allem. Bunins Figuren teilen mit uns ihren Schmerz. Mit ihnen erdulden, erleiden und genießen wir. Von der gesellschaftliche Normen sprengenden Leidenschaft, bis hin zur großen und bedingungslosen Liebe. Aber wir erleben auch die den Verstand raubende wollüstige Begierde.

ONETZ: „Russische Tangos“ dazu. Wie geht das zusammen?

Dominique Horwitz:: Wir spielen auch Brahms, Kammermusik von Efim Jourist, dem Gründer des Jourist Quartetts, und Jazz. All diese Stile ergeben mit den Liebeserzählungen zusammen eine neue Partitur. Wir haben die Kunstform des Melodrams, die wir von Mendelssohn und Beethoven so schätzen, auf die Spitze getrieben. Wort und Musik sind gleichwertig und erklingen simultan. Das Resultat: Melodien umranken die Sprache, beide bewegen sich wie ein tanzendes Paar.

ONETZ: Sie sind ein veritables Allroundgenie: Schauspieler, Rezitator, Sänger, Chansonnier, Schriftsteller, Theater und Opernregisseur. Was bereitet Ihnen die größte Freude? Werden wir Sie dereinst als Dirigenten erleben?

Dominique Horwitz:: Das mit Sicherheit nicht. Die größte Erfüllung erfahre ich, wenn die Genres verschmelzen und eins werden. Diese Vereinigung ist nebst sinnlichem Aspekt ein inhaltlicher Vorgang. Das Thema von „Liebe und andere Unglücksfälle“ ist also nicht nur: Mann trifft Frau, sondern auch Sprache trifft Musik und Lesung trifft Konzert.

Info:

Service

Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0 und www.nt-ticket.de

Die CD „Liebe und andere Unglücksfälle“ ist ab dem 18. November im Fachhandel erhältlich.

 
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