Weiden in der Oberpfalz
10.01.2019 - 15:46 Uhr

Datenklau: Grötsch rügt Leichtsinn der Abgeordneten

Nach Seehofers Bericht im Innenausschuss: Der Weidener Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch fordert ein größeres Bewusstsein für Datensicherheit. "Das Thema gehört in die Lehrpläne."

Auf dem Monitor eines Laptops ist ein Hacker-Programm geöffnet. Bild: Silas Stein/dpa
Auf dem Monitor eines Laptops ist ein Hacker-Programm geöffnet.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) musste sich im Innenausschuss kritischen Fragen zum Umgang seiner Behörden mit dem jüngsten Datenklau stellen - etwa, warum das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Betroffenen so spät informiert habe oder wie sicher es sei, dass der Beschuldigte alleine gehandelt habe.

"Der Erkenntnisgewinn der Einlassungen Horst Seehofers hält sich in engen Grenzen", beurteilt der Weidener Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch, der für die SPD im Innenausschuss sitzt, die chronologische Schilderung des Vorgangs durch den Bundesinnenminister. "Nach heutigem Stand war es ein Einzeltäter, aber jetzt muss das BKA ermitteln." Erst am Ende wisse man, ob der 20-jährige Schüler aus Hessen tatsächlich alleine über einen längeren Zeitraum die Daten von fast 1000 Politikern, Journalisten und Prominenten gesammelt und verbreitet hat.

Password 123 MdB

Dennoch hält auch der Generalsekretär des bayerischen SPD den Vorgang nur bedingt für ein Politikum: "BSI-Chef Arne Schönbohm hat Recht, dass seine Behörde nicht für private Accounts zuständig ist." Die Password-Sicherheit sei das A und O. "Wer das Password 123 MdB hat, darf sich nicht wundern." Er selbst halte in seinem Büro einen hohen Standard, für die schon seine persönliche Sicherheitsbeauftragte gesorgt habe. Trotzdem seien seine Handynummer, die T-Online-Mail-Adresse und der Zugang zu einem Adobe-Account veröffentlicht worden, den er nicht mehr auf dem Schirm gehabt habe. 2013 habe er neu im Bundestag einem Kollegen auf Anfrage seine Handynummer per Facebook geschickt. So sei sie auf die Liste geraten.

Grötschs persönliche Konsequenz nicht erst seit diesem Leck: "Meine Erfahrung aus dem Edathi-Untersuchungsausschuss war, meine Korrespondenz regelmäßig zu löschen – es gibt Kollegen, die haben 46.000 Nachrichten gespeichert."

Uli Grötsch legt Wert auf Datensicherheit. Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Uli Grötsch legt Wert auf Datensicherheit.

Hacker im Kühlschrank

Mittelfristig fordert Grötsch, das Bewusstsein für Datensicherheit in einer technologisch so angreifbaren Gesellschaft zu fördern: „Ich fordere, das in die Lehrpläne aufzunehmen.“ Das Thema Internet der Dinge müsse vor diesem Gefahrenpotenzial neu gedacht werden: „Jeder Kühlschrank kann Teil eines weltweiten Botnetzes (Anm. der Red.: vernetzte Rechner) sein, die von Hackern fremdgesteuert werden können.“ Globale zumindest aber europäische Standards seien erforderlich. Dennoch sei Grötsch optimistisch: „Es mussten in den 1970er Jahren auch erst viele tödliche Unfälle passieren, bis die Gutzpflicht eingeführt wurde.“

 
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